Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte von Salman Rushdie

September 22, 2015




























(Original: "Two Years, Eight Months and Twenty-Eeight Nights") von Salman Rushdie,  Gelesen von: Simon Jäger,  C.Bertelsmann [klick] und der Hörverlag [klick],   384 Seiten,  Hörbuch: 719 Minuten,  Hörbuch,  Einzelband,  ★★★(☆)☆ 3 bis 4 Sterne
"Salman Rushdie erzählt in seinem neuen Roman eine zeitlose Liebesgeschichte in einer Welt, in der die Unvernunft regiert.
Dunia, die Fürstin des Lichts, verliebt sich in den Philosophen Ibn Rush und zeugt mit ihm viele Kinder, die in die Welt hinaus ziehen. Ibn Rushd gilt als Gottesfeind, sein Gegenspieler ist der tiefgläubige islamische Philosoph Ghazali. Die Geister der beiden geraten in Streit. Der Kampf des Glaubens gegen die Vernunft beginnt und entfacht einen so furchtbaren Sturm, dass sich im Weltall ein Spalt öffnet, durch den die zerstörerischen Dschinn zu uns kommen. Die Existenz der Welt steht auf dem Spiel. Dunia entschließt sich, den Menschen zu helfen.
Mit großer Fabulierlust verwebt Salman Rushdie Märchenwelten mit unserer heutigen Wirklichkeit. Rasant, komisch und absolut hinreißend, denn Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte ergeben genau tausendundeine Nacht."
 

MEINE MEINUNG | FAZIT

Ein Streit zwischen den Dschinn, welcher die Menschheit bedroht? Hört sich ganz spannend an und ist es umgesetzt auch eigentlich. Salman Rushdies Erzählung, die an die Märchen von 1001 Nacht erinnern soll, hat mich am Anfang mitgerissen. Ich mochte den träumerischen Klang der Geschichte, der von schwarzen Nebeln, Blitzen und den Dschinn beeinflusst wird. Leider wurde es für mich in der Mitte etwas zäh. Es kamen unheimlich viele Charaktere ins Spiel, die man versuchen musste irgendwie auseinanderzuhalten. Mein Problem war glaube ich auch zudem wirklich, dass ich die Geschichte als Hörbuch gehört habe. Der Vorteil davon war, dass es eine wirklich angenehme Geschichte ist, bevor man schlafen geht, andererseits war es eben aufgrund der Vielzahl von auftretenden Personen, Orten und anderweitigen Namen sehr unübersichtlich. Ich bin daher auch am überlegen, ob ich mir nicht doch noch das Buch kaufen werde, um der Geschichte dann besser folgen zu können. Denn wie schon gesagt, finde ich das Grundkonzept von "Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte" sehr ansprechend und auch anspruchsvoll. Es gibt viele philosophisch angehauchte Passagen, die natürlich zum Nachdenken anregen. Es geht um Liebe, um Religion, um eben die Weltansichten und deren Philosophie und um das Träumerische. Rushdie entführt den Leser nämlich wirklich in eine ganz spezielle Welt, die man schwer einordnen kann, auch wenn sie mit der uns heute bekannten Welt verknüpft ist, erscheint sie, wie ein selbstständiges Organ, welches sich immer weiter entwickelt und eigentlich nie stehen bleibt.

Die Protagonisten mochte ich größtenteils. Dunia, die Fürstin des Lichts und Geronimo schließt man einfach ins Herz, auch wenn sie ab und zu etwas von der eigentlichen Geschichte abzuschweifen scheinen. Sie verkörpern aber irgendwie die Außenseiter, die letzten Endes eigentlich die Helden sind, sich selbst aber nicht so sehen. Daher fand ich die Passagen, in denen man deren Entwicklung mitverfolgen konnte sehr spannend und auch unterhaltsam. Mir gefielen auch viele der Ideen, die in dem Buch umgesetzt werden. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass Dunia ihre Nachfahren ausfindig machen möchte und dabei auf die verschiedensten Charaktere stößt, wie zum Beispiel auch das "Stormhold" Baby, welches besondere Fähigkeiten besitzt. Durch solche Einfälle entstanden zudem ganz lustige und humorvolle Passagen, die die Geschichte etwas aufgelockert haben und bei denen man nicht ständig darauf achten musste, dass man etwas Entscheidendes übersieht beziehungsweise überhört. Es gab Kleinigkeiten, die ich ebenfalls positiv und auch negativ fand. Hinreißend fand ich die Idee, dass angewachsene Ohrläppchen ein Indiz für eine bestimmte Zugehörigkeit sein sollten. Dadurch wird natürlich die Fantasie des Lesers noch einmal in eine ganz andere Richtung gelenkt, in Hinblick an die uns bekannte Welt. Solche kleinen, speziellen Details haben der Geschichte immer einen gewissen Charme verliehen. Negativ, oder einfach etwas zum Ende hin, "nervig" fand ich die Erwähnung, dass Dschinns so versessen darauf waren, die eigene Lust zu empfinden. Das wurde irgendwann einfach so oft aufgegriffen, dass ich mir dachte "nicht schon wieder". Denn irgendwie habe ich den Schwerpunkt der Geschichte einfach lieber auf anderen Charakteristiken gesehen, als darauf.

Zurzeit bin ich also in einem Zwiespalt, wie ich das Hörbuch nun genau bewerten soll. Denn die Geschichte an sich und ihre außergewöhnliche Handlung fand ich überdurchschnittlich gut. Leider haben sich, für meine Verhältnisse, einige Passagen zu lang gezogen und sind so ausgeschweift, dass man kurzzeitig gerne einige Kapitel übersprungen hätte. Dies kann aber nur daran liegen, dass ich mit diesem Werk mein erstes Hörbuch in Angriff genommen habe und mich noch etwas an den Stil gewöhnen muss.

Dschinns, die um die Herrschaft kämpfen, Menschen, die nicht wissen, dass sie besondere Fähigkeiten besitzen und eine märchenhafte Anlehnung an die Geschichten von 1001 Nacht. Rushdies Charaktere sind definitiv einzigartig und können überzeugen. Leider gab es für mich  an der ein oder anderen Stelle, Passagen, die ich während des Hörens etwas langatmig fand. 




 Vielen Dank an den Hörverlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

2 Kommentare:

  1. Vor ungefähr einem Monat bin ich auf Goodreads über die englische Ausgabe gestolpert. Allerdings wusste ich nicht, dass es bereits übersetzt wurde! Der Kritikpunkt, den du unten erwähnst lief mir in diversen Rezensionen über das Buch auch schon über den Weg. Was diese ständige Wiederholung betrifft, kenne ich da auch so einen Kandidaten. Bei Joe Abercrombies "Shattered Sea" Trilogie wird ein Charakter - besonders im zweiten Teil der Reihe - auf gefühlt jeder zweiten Seite als "deep cunning" beschrieben, was irgendwie nervig war. Jedoch vermute ich, dass Abercrombie dieses Wort zum Running Gag der Bücher gemacht hat xD
    Aber zurück zum Buch mit dem langen Titel. Ansonsten hört sich das ganze wirklich gut an. Als Hörbuch ist es eher nichts für mich, dafür lasse ich mich viel zu leicht ablenken; zum Lesen scheint es sehr tauglich. ;) Vielleicht sind die langatmigen Stellen dann auch nicht so langweilig.

    Liebe Grüße,
    Bramble

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    1. Haha, ja grundsätzlich mag ich ja auch solche running gags, wenn sie eingesetzt werden, aber in diesem Fall war es irgendwie nicht so ganz rund :D. Ich denke auch, dass mir die schriftliche Variante vielleicht besser liegen würde, ich lass mich vielleicht auch etwas zu sehr ablenken wie du und drifte dann etwas ab :D.

      Liebe Grüße,
      Karin

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