Kennen Sie diesen Mann? von Carl Frode Tiller

August 31, 2015








(Original: "Innsirkling") von Carl Frode Tiller, btb, ★★★  3  Sterne
"David hat sein Gedächtnis verloren. Er weiß nicht mehr, wer er ist. In einer Zeitungsanzeige fordert er Verwandte und Bekannte auf, ihm einen Brief zu schreiben, um ihm seine Erinnerungen zurückzugeben. Und er bekommt Antworten auf seine Fragen. Aber will er die wirklich hören? Denn sie sind ganz unterschiedlicher Art und nicht immer schön. Sein Jugendfreund Jon, ein Musiker, der gerade den Halt zu verlieren scheint, meldet sich. Sein Stiefvater Arvid, ein Pfarrer, der auf den Tod wartet. Und seine Jugendliebe Silje, eine Frau mittleren Alters, die möglicherweise gerade im Begriff ist, aus ihrer Ehe auszusteigen. Die Briefe geben ihnen allen die unerwartete Chance, von ihrem eigenen Leben zu erzählen, während sie zugleich Davids Geschichte einkreisen. Aber wer ist David wirklich?"

 
MEINE MEINUNG | FAZIT

"Du warst nicht direkt feindselig, es schien eher, als hättest du den Anspruch auf Beherrschung ins Extreme gesteigert, als hättest du beschlossen, überhaupt keine Gefühle zu zeigen, und oft bekam dein Benehmen dadurch etwas Mechanisches." S. 26

Grundsätzlich fand ich die Idee wirklich gut und auch spannend zu sehen, wie sich Charaktere entwickeln, in diesem Fall, wie sich der Charakter von David nur dadurch entwickelt, dass andere Leute von ihm berichten. Dennoch konnte mich das komplette Buch nicht ganz überzeugen. Die Geschichte ist jeweils in drei große Abschnitte geteilt, die jeweils die Sitution und die Briefe an David aus Sicht von Jon, Arvid und Silje veranschaulichen. Dabei wird schnell deutlich, dass man keine direkten Informationen von David erhält. Er tritt auch nicht konkret auf, wenn er die Verwandten auffordert, ihm von seinem Leben zu erzählen. Dies wird nur durch den Briefwechsel der Verwandten deutlich. Demnach bekam man auch viele Informationen von seinen nahestehenden Personen und musste quasi nach wirklich zu David gehörigen Eigenschaften "suchen". Ich weiß nicht wieso, aber mich hat es zwischenzeitlich wirklich schon fast gestört, dass sich die Personen so an ihrem eigenen Leben festbeißen und kaum etwas über David preisgeben. Ich habe zwar kurz an den bekannten Spruch gedacht, dass der beste Freund oder ein Familienmitglied einen besser kennt, als man selbt, jedoch hatte ich in dieser Geschichte das Gefühl, dass sich die Figuren fast selbst verloren haben und dadurch gar nicht richtig begreifen konnte, was David ausmachte. Einige gute Passagen sah ich aber in den Briefen von Arvid, Davids Stiefvater und in dem lezten Brief von Silje. In diesem wird einem etwas stärker verdeutlicht, wie die Konstellation der Freunde untereinander war und was sie damals beschäftigt hat. Generell fand ich die Briefe deutlich ansprechender, als die Kapitel dazwischen, in denen die Gefühlslage der Personen geschildert wurde. Bei Jon und Arvid konnte ich noch einigermaßen mit Interesse hinterherkommen. Bei Silje jedoch wurde es für mich persönlich wirklich anstrengend, weil ich den Schreibstil einfach nicht mochte. Es wurden die Gedanken unzählige Male wiederholt und ich hatte das Gefühl immer dasselbe zu lesen. Nach einer Zeit hat sich wirklich so ein "Blabla" Gefühl eingestellt, obwohl der Inhalt an sich gar nicht langweilig war. Die Art das Gesagte wiederzugeben, war für mich einfach nach einiger Zeit erschöpfend. Ich habe an einigen Stellen direkt an das Buch "Homo Faber" gedacht. Es passte vielleicht zu den Gefühlen der Charaktere, aber für mich als Leser war es dann manchmal doch zuviel.

"Das Ganze ist ein Kunstwerk, sagtest du, um anschließend mit der üblichen Leier anzukommen, es sei Aufgabe des Künstlers, den Menschen aus seinem Alltag zu reißen [...], damit er sich und seine Umgebung aus einem anderen Blickwinkel sah als sonst." S. 303

Es werden zudem viele verschiedene Themen aufgegriffen. Es geht um das Leben in einer Kleinstadt, in der man quasi vor dem Getuschel Anderer nicht sicher ist. Es geht um den Verlust von Elternteilen und dem darauffolgenden Verhalten und es geht um das Leben an sich. Was macht man daraus? Es wirkte zeitweise wie eine Selbsttherapie für die Freunde von David, diese Briefe verfassen zu dürfen. Sie versuchen sich immer wieder auf seine Situation zu fokussieren, schweifen aber ab und zu einmal ab und decken somit die beinahe gesamte Lage auf, in der sie sich als Jugendliche befanden und wie ihnen das Leben in der Stadt oftmals zugesetzt hat. Man bekommt einen Einblick in das Geschehen aus drei verschiedenen Perspektiven. Einige Dinge unterscheiden sich gravierend, andere hingegen fügen das Puzzle zusammen. Als Leser muss man sich das ein oder andere Mal entscheiden, welchem Brief man mehr glauben schenken kann. Zum Schluss spielt der Autor durch eine Anspielung von Silje nocheinmal mit dem Gedanken des Gedächtnisverlusts, was ich widerum sehr amüsant fand und mich die Geschichte noch einmal aus einem anderen Augenwinkel hat betrachten lassen.

"Du warst einfach anders, und anders zu sein war in unseren Augen fast immer positiv, echte Kinder des Individualismus, die wir waren." S. 347


An sich eine wirklich tolle Idee und auch ein interessanter Blickwinkel, durch die wechselnden Brief- und Innenperspektiven. Allerdings hat es mich persönlich. in den Kapiteln, die nicht als Brief verfasst sind, nicht ganz überzeugt. Spricht aber viele Dinge an, mit denen man sich selbst konfrontiert fühlt, wenn auch nicht in einem solch drastischen Ausmaß. Netter "twist" ganz zum Schluss und eine Herangehensweise an eine Geschichte, die nicht ganz üblich ist. 



Vielen lieben Dank an den btb Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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Das Gehirn meiner Großmutter von Tanya Byron




(Original: "The Skeleton Cupboard") von Tanya Byron,  btb: Bibliographie auf der Verlagsseite >>Leseprobe , 320 Seiten, Hardcover,  Einzelband, ★★★★  5 Sterne
"»Mein Interesse am Gehirn wurde geweckt, als ich die Frontallappen meiner Großmutter auf dem Fußboden ihres Wohnzimmers verspritzt sah.« Tanya Byron, heute renommierte Professorin für Klinische Psychologie, war 15, als ihre Großmutter von einer heroinabhängigen schwangeren jungen Frau erschlagen wurde. Das Bild der Sterbenden hat sich der Enkelin für immer eingebrannt. Mit 20 begann Tanya Byron 1989 ihre Ausbildung zur klinischen Psychologin – weil sie verstehen wollte. Sie arbeitete mit Kindern, die sich selbst oder anderen Unfassbares zuleide taten, mit Familien, die so dunkle Geheimnisse hüteten, dass es fast unerträglich schien, darüber nachzudenken, mit Menschen, die mit Drogenabhängigkeit oder Suizidabsichten zu kämpfen hatten."


MEINE MEINUNG | FAZIT

"Dieses Buch ist inspiriert von den Fällen, mit denen ich zu tun hatte, und erzählt, wie es ist, als neue und naive psychologische Betreuerin Menschen zu behandeln." S. 13

"Wahre Geschichten aus dem Alltag einer klinischen Psychologin". Dies steht auf dem Cover des Buches und doch sagt die Autorin in ihrem Buch, dass es sich hierbei um fiktive Figuren handelt, die aber den anschein machen, als seien sie es doch nicht. Es geht wohl um ihre eigenen Erfahrungen, die sie aber aufgrund ihrer "Schweigepflicht" nicht offen kundlegen darf. Daher die etwas kryptischen Andeutungen, ob sich die Fälle genau so oder doch anders zugetragen haben. Dies hat mir am Ende aber kaum etwas ausgemacht. Denn die Geschichten überzeugen auch so! Mein eigenes Interesse an der Psychologie und psychischen Erkranungen habe ich wohl dank meiner Mutter aufgeschnappt, da sie ebenfalls einen Diplomabschluss in Psychologie erlangt hat und ich das Gefühl habe, dass ich, auch wenn es unbemerkt geschehen ist, mit der Zeit mit der Psychologie eine Vertrautheit erlangt habe. Daher hatte ich schon nach den ersten, wenigen Seiten das Gefühl, dass dieses Buch genau das Richtige für mich sein würde.

"Als ich mich in den nächsten Wochen in meine Ausbildung stürzte, wurde mir jedoch schon bald klar, dass sie werder Patienten noch Klienten waren. Sie waren Menschen, Menschen mit einem Leben und mit Geschichten - verletzliche, manchmal zutiefst unglückliche, interessante Menschen." S. 30

Der Leser wird hier mit sieben Erzählungen und Fällen der Psychologin Tanya Byron konfrontiert, die sich über den Zeitraum ihrer Ausbilung erstrecken. Dazu zählen auch die verschiedenen "Stationen", welche sie in ihren Praktiken besucht. Diese Kurzgeschichten stehen aber nicht direkt als abgeschottete Kapitel zueinander, sondern verlaufen ineinander. Sodass der Leser immer einen Bezug zu dem vorhergegangen hat. Das hat mich besonders gut gefallen, da man die Hürden, mit denen auch die Psychologin zu kämpfen hatte, nach und nach miterleben kann. Auf den schockierenden Einstieg, der auch gleichzeitig den Zeitpunkt festlegt, indem sich die Autorin entschieden hat mehr über die Psychologie herauszufinden, folgt ein geschmeidiger Schreibstil, der einen nicht loslässt. Die Fälle werden authentisch und auch gefühlvoll geschildert, sodass einem beim Lesen manchmal der Atem stockt oder man das ein oder andere Mal kurz davor steht eine Träne zurückhalten zu müssen. Dies führt auch dazu, dass ich eine ungemeine Sympathie für die Autorin empfunden habe. Sie wirkt keinesfalls überheblich und lässt den Leser auch Einblick in ihre Sichtweisen nehmen. So wird deutlich, dass auch eine nun erfolgreiche klinische Psychologin einen schweren Start in ihre Berufswelt hinter sich gebracht haben musste.

"Fehler Nr. 3: [...] Dies ist Beruf, keine Berufung. Wenn sie andere mit Selbstaufopferung retten wollen, müssen sie ins Kloster gehen." S. 55

Die jeweiligen Kapitel haben eine angenehme Länge, beinhalten viele Informationen zu den Fällen geben aber auch viele Hintergrundinformationen, zu dem Berufsfeld Psychologie und dem Krankheitsfeld in früheren Jahren. Durch die Offenheit der Autorin ihres eigenen Lebens gegenüber fühlt sich der Leser auch "näher am Geschehen". Man fühlt mit allen Beteiligten mit. Demnach entsteht auch nie ein Gefühl, dass die Erzählungen "eingestaubt" sind. Deutlich wird mit der Zeit auch, dass alle Schicksale darauf hinweisen, dass ein Mensch nie isolierte Probleme aufweisen kann. Er ist immer mit seinem Umfeld verbunden. So steht kein Problem für sich alleine, sondern ist eines, welches sich aus dem Zusammenkommen der Menschen ergibt, die in der jeweiligen Geschichte eine Rollen spielen. So fiel es mir auch an der ein oder anderen Stelle wirklich schwer, wieder einmal zu begreifen, dass viele Menschen den psychisch Kranken keine Chance geben. Sie werden als "krank" abgestempelt und sollen so gut es geht, am besten alleine mit ihrem Schicksal fertig werden. Was Tanya Byron hier schafft, ist, es den Menschen zu verdeutlichen, dass psychische Krankheiten keine einfache Angelegenheit sind, die man innerhalb von einer Sitzung oder einem Gespräch beiseite räumen kann. Dieses Buch ist definitiv ein kleiner Schatz für alle, die sich gerne näher mit dem Themenfeld der Psychologie beschäftigen möchten.

"Rettungsfantasien sind nichts weiter als das: Fantasien. Manche Menschen kann man nicht retten." S. 175 / "Ich lächelte bei diesem letzen Gedanken: Ich war nicht die erste Person an diesem Ort, die sich vorstellte, sie sei der Allmächtige." S. 62


Gefühlvolle Schilderungen einer klinischen Psychologin, die dem Leser Einblicke in verschiedene Fälle bietet. Geschrieben, auf eine ehrlichen und authentischen Art. Die Geschichten berühren, erschrecken und sorgen vielleicht auch dafür, dass man Menschen mit einem solchen Schicksal etwas mehr Verständis gegenüberbringt, auch wenn es nicht sicherlich nicht immer einfach ist.


Vielen lieben Dank an den btb Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!



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Thementag #27: Danksagungen, Widmungen und Epiloge

August 28, 2015


Kurz nachdem ich meine Leidenschaft für das Lesen wiederentdeckt hatte, habe ich den letzten Seiten eines Buches, sprich den Danksagungen oder zusätzlichen Informationen noch weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Ich war zunächst nur an der eigentlichen Geschichte interessiert. Nun aber stelle ich immer häufiger fest, dass auch die Danksagungen bei mir an Wichtigkeit zunehmen. Dies kommt dadurch, dass das Interesse an dem jeweiligen Autor steigt und ich die Geschichte gerne mit der Person verbinde, die sie geschrieben hat. Denn Danksagungen bestehen nicht ausschließlich aus den Sätzen: "Ich danke...". Viele Autoren nutzen diesen Abschnitt auch um dem Leser auch einige Hintergrundinformationen über das Buch zu geben. Zum Beispiel, inwieweit einige Dinge, die sie schildern vielleicht doch der Realität entsprechen oder wie real die Umgebung ist, in der sie ihre Handlung spielen lassen.
Für mich sind diese Seiten, die eben als Danksagung, Epilog oder Anhang bezeichnet werden ein wichtiger Teil des Buches geworden. Auch wenn man sich separat hierzu im Internet über den Autor informieren kann, finde ich es ganz angenehm, wenn man einen kleinen Teil des Autors in dem Buch einfangen kann. Ich selbst kann manchmal, durch diese Seiten, die vorliegende Geschichte besser einordnen. Soll heißen, man kann die Intention des Autors nachvollziehen, die Geschichte erzählen zu wollen. Daher fällt es mir nun auch öfter auf, wenn diese Anhänge, Epiloge oder Danksagungen gar nicht im Buch vorhanden sind. Komischerweise habe ich dann das Gefühl, dass mir diese kleinen Worte am Ende doch fehlen, obwohl sie nicht direkt zur Geschichte beitragen.
Einige Autoren, wie zum Beispiel Sebastian Fitzek spielen zudem auch in ihren Danksagungen mit der Aufmerksamkeit der Leser. Er bezieht den Leser direkt mitein. Bei Klassikern wird des Öfteren auch ein Autor hinzugezogen, der das Erzählte ein wenig interpretiert und dem Leser mit einigen Hintergrundinformationen hilft, die Geschichte besser verstehen zu können. Bei wissenschaftlichen Büchern gibt es oft einen Epilog, der dem Autor dazu dient, gewisse Umstände noch einmal zu erklären. Sprich, in wieweit man das Geschriebene in das alltägliche Leben inegrieren kann oder um ein allgemeines Fazit zu erstellen.
Es gibt diese abschließenden Seiten also in vielen Varianten. Einige beruhigen den Leser, bringen alles zu einem Abschluss, andere widerum können das Gelesene nocheinmal "aufbauschen". Manchmal ist es aber auch einfach schön zu sehen, dass die Autoren wirklich dankbar für die Unterstützung sind und dies auf den letzten Seiten zum Ausdruck bringen möchten.

Auch der Anfang ist nach genauerem Hinsehen aber immer mal wieder interessant. Im Gegensatz zum Ende, sind die vertretenden Widmungen hier meist kurz gehalten. Oftmals reicht auch nur ein "Für..." um die Geschichte einzuleiten. Obwohl der Leser dies kaum wahrnimmt, weil es zur Gewohnheit geworden ist, dass ein Autor sein Buch nahestehenden Menschen widmet, ist es eine sehr interessante Angelegenheit.
Ich als Leserin beginne sofort dafürber zu philosophieren in welchem Verhältnis die Personen zueinander stehen, aus welchem Grund wurde gerade dieser Person, das Buch gewidmet? Und doch gibt es auch sehr oft einige ausführlichere Widmungen, die auffallen. Und diese sorgen ebenfalls dafür, dass das Buch eine ganz eigene Dynamik und Atmosphäre bekommt.

Einige schöne Widmungen aus verschiedenen Büchern:

  • "For Amanda, who wanted to know" (aus "The Ocean at the End of the Lane von Neil Gaiman) 
  • "To Leon Worth [...] I will dedicate the book to the little boy from whom this grown-up grew. All grown-ups were children once - although few of them remeber it. And so I correct my dedication: To Leon Worth when he was a little boy" (aus "The Little Prince" von Antoine De Saint-Exupéry
  • "For all the kids I came to know at Babies Hospital, Columbia-Presbyterian Medical Center, 1976-1990. Your faces fill my dreams and your voices still echo in my ears." (aus "Somebody up there hates you" von Hollis Seamon)
  • "To Kristyn and Juliet, the loves of my life" (aus "Everything leads to you" von Nina LaCour)
  • "For my sister Susan - Han Girls forever" (aus "To all the boys I´ve loved before" von Jenny Han)
  • "For my parents, who furnished my formative years with books, and for the boy, who bought me The Stories of Vladimir Nabokov all those winters ago." (aus "The storied life of A.J. Fikry" von Gabrielle Zevin)

Weitere schöne Widmungen könnt ihr bei der lieben Ellen von xbooktraveler finden »

Wie steht ihr zu den Widmungen, Danksagungen, Epilogen oder zusätzlichen Anhängen? Lest ihr sie durch oder interessieren sie euch weniger? Setzt ihr die Geschichte in Verbindung zu den Informationen über den Autor?




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Der Susan Effekt von Peter Hoeg

August 26, 2015






Titel: "Der Susan Effekt" | Original: "Effekten af Susan" | Autor/in: Peter Hoeg | Hanser [klick] | Seitenanzahl: 400 | Hardcover | Einzelband | ★★★★☆  4 von 5 Sternen

Original-Klappentext: "Peter Hoegs großer neuer Roman mit einer umwerfenden Heldin: Susan. Ihre "außergewöhnliche" Gabe verspricht eine Geschichte voller Indiskretionen, Komik und Spannung.
Susan ist Experimentalphysikerin, hantiert gern mit dem Brecheisen und bäckt nachts um drei Croissants für ihre Familie. Und sie hat eine außergewöhnliche Gabe: Jeder, der mit ihr spricht, wird absolut aufrichtig. Jetzt soll sie einem hochrangigen Justizbeamten ein geheimes Protokoll beschaffen: Ein Gremium hochkarätiger Wissenschaftler erforscht die Gefahren der Zukunft. Doch plötzlich kommt ein Mitglied nach dem anderen auf grausame Weise um. Mit irrwitzigen Einfällen, technischem Know-How und ihrem einzigartigen Effekt kämpft Susan darum, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Ein phantastischer Pageturner mit einer unschlagbaren Heldin."


MEINE MEINUNG | FAZIT

"Welchen Preis hat es, ein besonderes Talent zu missbrauchen?" S. 212

Ein Effekt, welcher Susans Leben bestimmt. Ein Effekt, der dieses Leben retten kann. Peter Hoeg skizziert in seinem Roman das Leben einer dreiundvierzigjärhigen Experimentalphysikern, welches alles andere als ruhig ist. Der Einstieg in den Roman ist ziemlich direkt und einwenig undurchsichtig. Man versucht zunächst einmal herauszufinden, in welcher Lage sich Susan überhaupt befindet. Nach einigen Kapiteln entwickelt sich eine Eigendynamik, welche dem Leser ermöglicht einen guten Überblick über das Geschehen zu erlangen. Als Experimentalphysikerin ist Susans Charakter eher ein sehr sachlicher, aber keineswegs ein gefühlskalter. Man merkt deutlich, dass sie ihre Schwierigkeiten hat ihre Gefühle gekonnt offenzulegen. Dies wird ihr sichtlich zunehmend von dem "Susan Effekt" erschwert. So bewegt sich ihre Wahrnehmung und Erzählweise in sehr physikalischen Zügen. Als Laie dieses Gebiets muss man den ein oder anderen Satz vielleicht zweimal lesen, um den genauen Sinn für die Handlung in Einklang bringen zu können. Die Fachausdrücke hindern den Leser aber nicht daran, die Geschichte "genießen" zu können. Das Buch ist komplett aus Susans Sicht geschildert, sodass man sich nach und nach immer besser in die Gefühlswelt von Susan hineinfinden kann. Ich denke, dies ist ein klarer Vorteil, da eine wechselnde Perspektive deutlich "aufwirbelnder" wirken würde und man den "Effekt" nicht in vollem Ausmaß erkennen würde.

"´Susan. Du hast ein Problem: Du kannst dir nicht vorstellen, dass die Leute dich gern haben könnten.´" S. 183

Den Charakteren gegnüber stand ich zunächst etwas skeptisch gegenüber. Sie schienen mir etwas zu "professionell". So stellte sich auch mir die Frage: "Mag ich Susan oder nicht? Wie stehe ich zu der gesamten Familienkonstellation?". Mir wurde klar, ja ich mochte sie, auch wenn ich sie in vielen Situationen nicht verstehen konnte, was aber eventuell auf den "Effekt" zurückzuführen ist, unter dem sie offensichtlich leidet. Ihre Liebe zu ihren Kindern hat mich hingegen von ihr überzeugt. Denn diese will sie um jeden Preis beschützen. Es ist definitiv eine sehr außergewöhnliche Atmophäre, die bei Susan, ihrem Mann und den Kindern herrscht. Obwohl ihre Zwillinge schon oder erst in der Pubertät sind, verhalten sie sich, als wären sie die Erwachsenen. Sie sind gescheit, übernehmen öfters das Ruder zu Hause und lassen sich kaum etwas vorschreiben. Dabei sind sie aber keineswegs Rebellen, die den Hausfrieden stören. Im Gegensatz zu Susan und Laban. Ihre Bezihung zueinander wird stark diskutiert, sodass die Geschichte neben der Spannungsgeschichte, rund um einen Kriminalfall, auch die Familiengeschichte näher beleuchtet wird und es so zu zwei Hauptmerkmalen der Geschichte kommt. Der Entwicklung und dem Schicksal der Familie und dem genannten Auftrag, den Susan auszuführen hat.

"In der dänischen Gesellschaft steht der Mainstream über allem. Wer ihm folgt und tut, was alle anderen tun, bekommt Oberwasser und Antrieb und Rückenwind." S. 87

Ihr Auftrag entwickelt sich nach und nach zu einem spannenden Krimi, welcher eine wohl ziemlich realistische Weltansicht offenbart. Es geht um Macht, Kontrolle, die Entmachtung der kleinen Leute und Korruption. Alles verläuft zu einem Showdown, welcher meiner Meinung nach vielleicht nicht ganz realistisch war, er aber dennoch mit der Persönlichkeit und den speziellen "Effekten", die Susan ausmachen in Einklang bringen. Das einzige Manko, was mich etwas an der Geschichte gestört hat, war die verteilung verschiedener, kleiner Offenbarungen, die den Fall nach vorne gebracht haben. Stück für Stück gab es neue Einzelheiten, die ans Licht kamen. Leider waren sie mir manchmal zu verstreut und nicht ganz harmonisch miteinander verbunden. Susan versuchte des öfteren die Zusammenhänge zu wiederholen, damit der Leser einen kleinen Überblick hatte, was alles aufgedeckt wurde, dennoch fand ich dies nicht ganz so gelungen. Ich hätte mir eine wirkliche Klimax gewünscht, an der alles zusammenläuft und man nicht ständig alle kleinen Teile wiederholt haben müsste. Dennoch ist die Geschichte sehr gelungen und lesenswert. Die behandelt wichtige Themen der politischen, wie auch wirtschaftlichen Lage und verweist auf mögliche Gefahren, die einmal eintreffen könnten, wenn die Menschen ihre Gier nicht unter kontrolle halten.

"Die westliche Welt ist dieser Mann. Die Zukunft besteht nicht darin, dass wir aus unseren Irrtümern lernen. Sie besteht darin, dass wir nicht wahrhaben wollen, dass sie überhaupt stattgefunden haben." S. 236
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Peter Hoeg schafft es mit einem interessanten und schönen Schreibstil die Wirkung von Susan einzufangen und das Buch wie einen Kreis zu schließen, indem er gekonnt den Anfang mit dem Ende verbindet. Es tauchen Themen auf, wie Kontrolle, Macht, Korruption, aber auch Themen, die veranschaulichen wollen, dass auch sehr wissenschaftlich denkende Menschen einen Halt brauchen, der nicht in irgendwelchen Formeln zu finden ist. 





Vielen Dank an den Hanser Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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Jack und Jill von Helen Hodgman

August 24, 2015













Titel: "Jack & Jill" | Original: "Jack and Jill" | Autor/in: Helen Hodgman | Knaus [klick] | Seitenanzahl: 192 | Hardcover | Einzelband | ★★★★  5 von 5 Sternen

INHALT | DARUM GEHTS

Original-Klappentext: "Nach dem Tod der Mutter lebt Jill mit ihrem Vater allein auf einer Farm im australischen Outback. Die beiden führen ein einfaches, aber zufriedenes Leben. Bis eines Tages Jack vor der Tür steht. Misstrauisch beobachtet der Vater, wie die heranwachsende Jill die Nähe des jungen Wanderarbeiters sucht. Doch weder Jack noch Jill haben gelernt, über ihre Gefühle zu sprechen. Langsam, aber stetig verwandelt sich ihre Liebe in Hass.

Die Geschichte zweier Menschen, die weder zueinander finden noch voneinander lassen können, besticht durch einen unverwechselbaren Ton und eigenwillig exzentrische Figuren. Der Roman wurde bei seinem Erscheinen mit dem Somerset Maugham Award ausgezeichnet."

MEINE MEINUNG | FAZIT

"Sie kratzte das Blattgold von den Einbänden und aß es. Anschließend betrachtete sie fasziniert ihre spektakulär glitzernde Zunge im Spiegel." S. 14

Es ist schon erstaunlich, wie man ein Buch lieben und schön finden kann, obwohl deren vorkommende Charaktere so am Abrgund zu stehen scheinen. Doch Helen Hodgmans Schreibstil und Art die Geschichte zu erzählen hat mir sofort gefallen und mich Protagonisten kennenlernen lassen, die so grotesk miteinander und sich selbst umgegangen sind, dass es schwer viel, unbeeindruckt zu bleiben. 
"Jack & Jill" ist 1978 zum ersten Mal veröffentlicht worden und thematisiert zudem auch Themen, die um diesen Zeitraum populär waren. Mitunter das Schicksal der Kriegsveteranen und die damaligen Entwicklung hinsichtlichd es Lebensstils.. Nichtsdestotrotz emfpand ich das Buch generell als sehr aktuell, da es in erster Linie die Entstehung einer Beziehung darlegt und gleichzeitig offenbart, wie wichtig es ist, sich mit seinen Mitmenschen auf sozialer Basis verständigen zu können, um nicht in ein emotionales "Loch" zu fallen und andauernd aneinander vorbeizureden und zu leben. Auf den überschaubaren 192 Seiten wird das Leben von Jill, seit sie fünf Jahre ist und von Jack, seit er als Jugendlicher in ihr Leben tritt geschildert. Und doch haben diese wenigen Seiten eine Bandbreite, die einem vorkommt, als hätte man deutlich mehr aus dem Leben der beiden mitgenommen. Zudem wird das andauernde Erscheinen des Vaters von Jill zu einem wahren "Running Gag", denn er tritt auch nach seinem Tod des öfteren auf undzwar in Form eines riesigen Gemäldes. Solche kleinen Feinheiten, die sich durch das Buch ziehen, lassen den Leser trotz des vorhandenen "Grauens", welcher die Beziehung der Beiden beherrscht, das ein oder andere Mal laut in sich auflachen.

"Sie wollte wissen, wie das Meer sich anfühlte, wenn man in ihm saß. Douggie schlug vor, sie solle einfach nach draußen gehen und den Kopf in den Sand stecken." S. 18

Die Empfindungen die ich den beiden Protagonisten und anschließend auch der dritten wichtigen Person, Raelene, gegenüber verspürt habe, haben sich etwas abgewechselt. Zunächt war mit Jill etwas suspekt, Jack hingegen schon fast unsympathisch. Mit der Zeit schließt man Jill, trotz ihrer schieren Skrupellosigkeit schon fast ins Herz, da man merkt, dass sie wohl kaum eine Wahl hatte, sich solch eine Persönlichkeit "zurechtzulegen". Raelene war das typische, naive Mädchen, dessen größte Aufgabe es war, heraufzufinden, wohin sie gehört. An einigen Stellen hatte ich das Gefühl, dass sich mit der Zeit die Verhaltensweisen von Jack und Jill vertauscht haben. Eines blieb jedoch durchgängig gleich; das Gefühl, dass beide fortwährend die Oberhand gewinnen und über den anderen triumphieren wollen. Daraus entstehen Situationen, die wirklich schon Szenenhaft wirkten. Es schien, als lebten beide auf einer Bühne, denn die Vorfälle wurden zunehmend dramatischer und verstrickter. 

"In einer sentimentalen Anwandlung warf sie ihm eine großzügige Kusshand zurück und musste sich dann unwillkürlich über die Reling übergeben." S. 59

Von Langeweile kann man bei diser Geschichte definitiv nicht sprechen. Abwechselnd hielten sich meine Emotionen zwischen Schock, Fassungslosigkeit und paradoxerweise dem Gefühl gut unterhalten zu werden. Am besten ließe sich das wohl damit erklären, wie "The Times" es auch auf dem Klappentext beschrieb: "Von Anfang bis Ende voll tiefschwarzem Humor.". Genau das charakterisiert diese Geschichte. Es veranschaulicht ein Schicksal zweier Menschen, welches durch und durch von diesem tiefschwarzen Humor getränkt ist. Wenn es nicht eigentlich so einen ernsten Hintergrund hätte, würde man wahrscheinlich darüber lachen, wie absurd sich deren Leben entwickelt hat.

"War es nicht zum Lachen? Das Schicksal." S. 134

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Skrupellos, mitreißend und dennoch unterhaltsam. Spielt mit Fassungslosigkeit und [schwarzem] Humor und lässt den Leser mit so vielen Emotionen überschüttet sein, dass man die Seiten nur so hinter sich lässt. Thematisert eine Beziehung, von der man nicht weiß, ob es eine Liebe ist oder auch nicht und skizziert mit einem wunderbar direkten, wie auch einnehmenden Schreibstil, in wie weit man sich selbst vergessen kann, um das Gefühl zu haben, doch zu gewinnen. 





Vielen lieben Dank an den Knaus Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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Neuzugänge August #2

August 21, 2015









Es gibt wieder einmal ein paar neue Bücher. Vier um genau zu sein. [Der große Neuzugängepost mit den Büchern, die ich für den Gutschein gekauft habe, wird im September online gehen.] Darunter befinden sich zwei Rezensionsexemplare und zwei englische Bücher, welche ich mir selbst gegönnt habe, sozusagen als Vorgeburtstagsgeschenk. 

Trigger Warning von Neil Gaiman
Ja, es hat nicht lange auf sich warten lassen, das nächste Buch von Neil Gaiman. "Trigger Warning" wollte ich mir schon vor einer sehr langen Zeit kaufen. Wie das aber meistens ist, geriet es etwas in "Vergessenheit". Nun habe ich gesehen, dass das Buch etwas günstiger angeboten wurde, demnach habe ich sofort zugeschlagen. Ich hoffe das Buch wird mir genauso gut gefallen, wie die bisherigen, die ich von ihm gelesen habe. Laut Angaben soll es sich hierbei um mehrere Kurzgeschichten handeln.

Only ever yours von Louise O´Neill
Dieses Buch ist eher ganz spontan mit im Einkaufswagen gelandet. Es ist meines Wissens nach ein Jugendbuch, beschäftigt sich aber mit Themen, die wohl jeden ansprechen sollten. Es spielt wohl in einer alternativen Welt, die etwas dystopisch angehaucht ist. In dieser Welt ist das Ziel der jungen Mädchen, die schönste zu werden, um in der Zukunft ein gutes Leben zu haben. Dies endet allerdings mit einer Konkurrenz und Selbstzerstörrung der Mädchen. Ich hoffe das Buch spricht das Thema nicht nur oberflächlich an, sodass am Ende nur noch eine Jugendliebe oder Ähnliches thematisiert wird. 

Jack & Jill von Helen Hodgman
Jack & Jill habe ich bereits in meinen Neuerscheinungen August vorgestellt. Was mich an dieser Geschichte interessiert ist, wie der Autor die Stimmung umsetzt und ob sich wirklich ein "David Lynch- Gefühl" einstellt. 

Der Susan Effekt von Peter Hoeg
Normalerweise bin ich wohl nicht der beste Ansprechpartner für Kriminalromane. Allerdings hat mich der Klappentext zu diesem Buch wirklich angesprochen. Es geht um eine Frau, die anscheinend die Fähigkeit besitzt, jeden, der ihr gegenübertritt, die Wahrheit sagen zu lassen. Mit dieser Fähigkeit soll sie nun helfen, ein Verbrechen aufzuklären. Mit solchen Geschichten kann man mich wirklich locken. Es hört sich wirklich spannend an! Es gibt eine offizielle Internetseite, die sich noch einmal separat zu dem Buch mit dem "Susan Effekt" beschäftigt. Bei meiner Rezension werde ich euch den Link dazu verlinken. Ich kann es kaum erwarten, das Buch zu lesen und herauszufinden, was es mit der Gabe auf sich hat.

Habt ihr eines der Bücher bereits gelesen? Hat es euch gefallen oder vielleicht enttäuscht?




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Peter Pan von J.M. Barrie

August 19, 2015




(Original:"Peter Pan" / ) von J. M. Barrie,  Harper Design / MinaLima Studio: Bibliographie auf der Verlagsseite >>,   255 Seiten,  Hardcover, Einzelband, Englisch,   ★★★★  5 Sterne
Die klassische Geschichte rund um Peter Pan, Tinker Bell und die Darling Geschwister. Dieses Buch entführt euch mit wunderschön gestalteten Kapiteln, in die Welt von "Neverland".


MEINE MEINUNG | FAZIT

Da Peter Pan ein wahrer Klassiker unter den Büchern ist, würde ich euch das Buch gerne von seiner künstlerischen Seite präsentieren und weniger auf den Inhalt eingehen. 
Demnach nur kurz zum Inhalt: Ich muss zugeben, ich habe das Buch zum ersten Mal gelesen und kannte vorher nur die Verfilmung, welche aber erst nach dem Buch beginnt. Die Charaktere fand ich in der Geschichte an manchen Stellen etwas fragwürdig, aber grundsätzlich kann ich gegen "Peter Pan" als Klassiker nichts sagen.
Das Buch ist allein vom Cover her ein wahrer Blickfang. Es sieht hochwertig aus und fühlt sich auch robust an. Die Seiten sind relativ dick und stabil, sodass man keine Angst haben muss, dass sie nach einigen Malen kaputt gehen könnten. Schlägt man das Buch auf, so ist bereits die erste Seite aufwendig illustriert. Anschließend folgt eine kleine Übersicht, heißt ein Inhaltsverzeichnis mit den siebzehn Kapiteln, die vorhanden sind. Jedes Kapitel beginnt mit einer doppelseitigen Illustration und einem Zitat aus dem jeweiligen Kapitel. Immer mal wieder gelangt man an Seiten, die eine interaktive Eigenschaft besitzen. Demnach finden sich im Buch Mappen, bewegliche Uhren oder aufklappbare Bilder / Zeitungsartikel wieder. Insgesamt finde ich die gesamte Aufmachung und Gestaltung einfach nur wunderschön.

"Next moment he was standing erect on the rock again, with that smile on his face and a drum beating with him. It was saying: ´To die will be an awfully big adventure´." S.138

Das Buch wurde, so hat man das Gefühl, mit der viel Liebe gestaltet. Dies ist definitiv eine Ausgabe, die man als Literaturliebhaber wertschätzt. Obwohl man die interaktiven Spielereien, während des lesens, vielleicht nur flüchtig betrachtet, kehrt man nach beenden des Kapitels gerne dahin zurück und schaut sich alles noch einmal an. Dabei ist es aber beinahe jede Seite wert genauer betrachtet zu werden, da es viele zusätzliche Illustrationen gibt, welche die Geschichte schmücken und die dem Buch einen weiteren Charme verleihen. Das Buch selbst wirbt auch damit, dass es von dem, mit Preisen ausgezeichneten Design Studio "MinaLima", welches auch für die Harry Potter Ausstattung verantwortlich war, illustriert und designed wurde. Für mich war es ganz interessant dies zu wissen, allerdings denke ich, würde man das Buch auch lieben, wenn man nicht wüsste, wer dahinter steckt. Für mich ist dies definitiv eine Empfehlung, falls ihr auf der Suche nach einer schönen, englischen "Peter Pan" Ausgabe seid. Ich bin daher auch sehr gespannt, ob noch weitere Klassiker aus der Serie umgesetzt werden.

Wunderschöne Ausgabe des Klassikers, welche zu einem tollen Leseerlebnis einlädt. Viele Illustrationen und einige zusätzliche, interaktive Spielereien. Ein kleiner Ausflug, als wäre man selbst mit Peter Pan nach "Neverland" geflogen.












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Thementag: Buch-Dilemma #5 Bücherkauf vs. Platzmangel

August 14, 2015























Langsam aber sicher ist mein Zimmer an seine Grenzen gestoßen, was die Aufbewahrung meiner Bücher angeht. Denn seien wir mal ehrlich, wenn man die vielen Bücher sieht, die man noch lesen möchte und sie anschließend kauft, dann steht man erst daheim vor der Frage, wo man sie überhaupt noch hinlegen oder hinstellen soll. Keine Frage, dieses Problem ist nicht neu, dennoch ist es gerade jetzt unglaublich schwer für mich, die Bücher unterzubringen. Es ist beinahe ein Jahr vergangen, seit dem ich meinen Blog führe und es sind deutlich mehr Bücher dazugekommen. Hinzu kommt, dass ich keines oder höchstens zwei Bücher aussortieren könnte, mit dem Wissen, dass ich sie wirklich nicht mochte. Der Rest wird von mir geliebt und sollte eigentlich einen schönen Platz bekommen. Da mein Zimmer aber absolut nicht mehr Bücherregal-tauglich ist, findet man sie in allen möglichen Ecken und auf allen Ablageflächen.

Natürlich bin ich schon dabei, mir einen Plan zu erstellen, wie ich mein Zimmer auf Vordermann bringen könnte, damit die Bücher weiterhin einziehen können. Ehrlich gesagt habe ich auch schon eine ziemlich genaue Vorstellung. Allerdings ist es, wie sollte es auch anders sein, verdammt schwer, die gewünschten Artikel im Geschäft zu finden, da sie entweder nicht der gewünschten Größe entsprechen oder die Farbe nicht passt. Ich gebe dennoch nicht auf. Da ich mir vorgenommen habe am Montag meinen Büchergutschein einzulösen, gerate ich allerdings unter Zeitdruck. Vielleicht ist das Glück ja dennoch auf meiner Seite und ich finde gleichzeitig eine schöne Verstaumöglichkeit, für die neu gekauften Bücher. Solange müssen meine letzten Neuzugänge noch auf meinem Tisch verweilen. Aber keine Bücher zu kaufen ist schließlich auch keine Lösung. Sollte sich eine schöne Möglichkeit ergeben, meine Bücher unterzubringen, werde ich euch mit einigen Bildern auf dem Laufenden halten.

In diesem Sinne noch ein Zitat, welches meiner Meinung nach ganz gut passt, auch wenn es anders gemeint ist: "Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die gewaltigste." - Heinrich Heine

Wie geht ihr mit dem "Platzmangel" um? Besteht das Problem bei euch überhaupt oder habt ihr ein großzügiges Bücherregal? Müsst ihr auch etwas kreativ werden, um die Bücher unterzubekommen? Habt ihr Tipps?


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Lieber Mr. Salinger von Joanna Rakoff

August 12, 2015





(Original: "My Salinger Year") von Joanna Rakoff,  Knaus Verlag, ★★★★★ 5 Sterne

"Von ihnen gibt es Hunderte: blitzgescheite junge Frauen, frisch von der Uni und mit dem festen Vorsatz, in der Welt der Bücher Fuß zu fassen. Joanna Rakoff war eine von ihnen. 1996 kommt sie nach New York, um die literarische Szene zu erobern. Doch zunächst landet sie in einer Agentur für Autoren und wird mit einem Büroalltag konfrontiert, der sie in eine längst vergangen geglaubte Zeit katapultiert. Joanna lernt erst das Staunen kennen, dann einen kauzigen Kultautor – und schließlich sich selber."
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"Wenn meine Kollegen die Namen in den Mund nahmen, die auf den Buchrücken standen, taten sie es mit ehrfürchtiger Flüsterstimme, denn für Freunde der Literatur waren es die Namen von Göttern." S. 15

Mit "lieber Mr. Salinger" hat es Joanna Rakoff geschafft, mich auswegslos zu begeistern. Ein Buch zu schreiben, in dem man von einem Jahr bei einer Literaturagentur erzählt, scheint zunächst nicht das vielleicht Innovativste zu sein, was die Menschen bewegen könnte. Dennoch erzählt Joanna Rakoff ihre Geschichte mit solch einer Vertrautheit, dass man das Gefühl bekommt, man höre seiner besten Freundin zu, was in ihrem Leben so passiert ist. Vorallem wenn es an die Passagen um Bücher geht, entfacht Rakoff ihren Schreibstil mit einer solchen Liebe zur Literatur, dass man darin versinkt. Ich persönlich habe ihr in so vielen Dingen zustimmen können und habe mich verstanden gefühlt. Der Schreibstil hat mich demnach sehr angesprochen und dafür gesorgt, dass ich Kapitel um Kapitel weitergelesen habe. Es ist keineswegs ein Buch, welches trocken den Büroalltag erzählt, sondern erzählt mit einer wunderbar ruhigen Atmosphäre, wie es ist, in der Literaturwelt Fuß zu fassen und das zu erreichen, wovon man geträumt hat. Ich fand es zudem wirklich interessant, rückblickend zu sehen, wie die Anfänge der Technik in Bezug auf die Computer und das Internet, ausschlaggebend für die Literaturbranche waren.

"Wir waren Einwegartikel, austauschbar in unseren Wollröcken und College-Krawatten, die Augen glänzend vor kindlicher Begeisterung für Bücher." S. 114

Besonders als Literaturblogger oder Literaturstudent ist dies wahrscheinlich ein sehr wertvolles Buch, welches zudem einen kleinen Einblick in die ganze Branche bietet, obwohl sich natürlich sicherlich auch vieles enorm verändert und weiterentickelt hat. Dennoch habe ich mir persönlich ständig viele Fragen gestellt, wenn Rakoff, eine für mich wichtige Aussage getroffen hat. "Wie finde ich den Einstieg in einen solchen Beruf?", "Sind Blogger nicht vielleicht sogar etwas im Nachteil, weil sich zum Beispiel die Verlage eher von diesem Umfeld unabhängige Mitarbeiter wünschen?". Es ist definitiv ein Werk, welches zum Nachdenken anregt, vorallem eben, wenn man sich selbst für die Literaturbranche interessiert. Leser, die davon eher keinen Nutzen ziehen können, kommen meiner Meinung nach dennoch nicht zu Kurz. Wie der Titel schon andeutet, wird viel auf die Werke von J. D. Salinger eingegangen. Da die meisten mindestens eines seiner Werke gelesen haben, denke ich ist es spannend zu sehen, wie Rakoff diese Texte in ihr Leben miteinbezieht, und dies obwohl sie erst spät auf seine Werke stößt.

"Ich war fast am Ende angelangt und spürte schon das Verlustgefühl, das sich einstellt, wenn ein großer Roman zu Ende geht. Bald würde ich mich von diesen Figuren trennen müssen."
S. 218

Man fiebert mit Joanna Rakoff mit, als wäre sie eine fiktive Person, die eine fiktive Geschichte erzählt, umso erstaunlicher ist es, sich dann bewusst zu machen, dass dieses Buch der Wahrheit entspricht. Für mich ist das Buch definitiv lesenwert. Ich hatte keinen Augenblick lang das Gefühl, dass ich keine Lust mehr hatte, das Buch in die Hände zu nehmen und es zu lesen, im Gegenteil. Auch wenn Joanna Rakoff in diesem Buch viele Details aus ihrem Leben preigibt, so merkt man die Liebe zu der Verbindung mit der Literatur. Trotz ihrer nicht sonderlich positiven finaziellen, wie gefühlsmäßigen Lage, erkennt man deutlich, dass wenn sie von Büchern und der Literatur spricht, sie das Gefühl von Leichtigkeit annimmt und dass sie über sich hinauswachsen kann. Genau das mochte ich so an dem Buch. Das Gefühl, dass man, wenn man etwas wirklich liebt, sich selbst unterstützen muss um voran zu kommen. Dieses Buch hat sich unfassbar schnell einen Platz in meinem Herzen gesichert!

"Salinger war nicht kitschig. [...] Salinger war knallhart. Knallhart, witzig und sehr genau. Ich war Feuer und Flamme für ihn, und für alles, was er geschrieben hatte." S. 234


Unglaublich schön geschriebenes Buch über ein Jahr, welches vieles in Joanna Rakoffs Leben verändert hat. Verbildicht die Liebe zur Literatur eines Jeden, der sich damit beschäftigt und analysiert gekonnt einige Figuren und Passagen aus Salingers Werken.



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