Der Nachtzirkus von Erin Morgenstern

Juli 12, 2015

(Original: "The Night Circus") Autor/in: Erin Morgenstern,  Ullstein, ★★★★☆ 4 Sterne

Er kommt ohne Ankündigung und hat nur bei Nacht geöffnet: der Cirque des Rêves – Zirkus der Träume. Um ein geheimnisvolles Freudenfeuer herum scharen sich fantastische Zelte, jedes eine Welt für sich, einzigartig und nie gesehen. Doch hinter den Kulissen findet der unerbittliche Wettbewerb zweier verfeindeter Magier statt. Sie bereiten ihre Kinder darauf vor, zu vollenden, was sie selber nie geschafft haben: den Kampf auf Leben und Tod zu entscheiden. Doch als Celia und Marco einander schließlich begegnen, geschieht, was nicht vorgesehen war: Sie verlieben sich rettungslos ineinander. Von ihren Vätern unlösbar an den Zirkus und ihren tödlichen Wettstreit gebunden, ringen sie verzweifelt um ihre Liebe, ihr Leben und eine traumhafte Welt, die für immer unterzugehen droht.
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"Es dauert eine Weile, bis deine Augen sich eingewöhnen, und dann erscheinen winzige Lichtpunkte wie Sterne und säumen die dunklen Wände vor dir." S. 58

Das Buch ist in mehrere Kapitel unterteilt. Einige führen den Leser, wie einen gerade erlebter Moment durch den Zirkus. Andere wiederum erzählen die Geschichte aus den Perspektiven der in dem Zirkus vorkommenden Personen. Dennoch ist das Lesen der Geschichte grundsätzlich, wie es sich mit dem beschriebenen Zirkus verhält. Das Lesen der Kapitel ist nämlich, wie das eintauchen in die verschiedenen Zelte des Zirkus. Es gibt Kapitel, die den Leser unwahrscheinlich einnehmen und andere, die man nur flüchtig besucht und sich zum nächsten Zelt beziehungsweise Kapitel vorarbeitet. Sozusagen eine Zwischenstation, um zu dem Zelt zu gelangen, auf das man sehnlichst wartet. Demnach empfand ich auch einige Kapitel als stärker und interessanter und einige als eher nebensächlich und nur zusätzlich zur allgemeinen Stimmung beitragend. An der ein oder anderen Stelle war es mir sogar etwas zu viel mit den Beschreibungen, obwohl man eigentlich gerne wissen möchte, wie der Zirkus genau konzipiert ist. Allerdings reicht die Vorstellungskraft des Lesers ab einem bestimmten Punkt vollkommen aus und die andauernde Beschreibung wird an manchen Stellen überflüssig. Der Schreibstil an sich ist aber angenehm und verführt zum weiterlesen. Es ist, als würde der Zirkus selbst wollen, dass man mehr über ihn erfährt.
Das Auftereten der Magier fand ich spannend und doch etwas unbefriedigend zugleich. Man findet viele Metaphern, welche man deuten kann und die der Geschichte durchaus auch eine bleibende Aussage geben. Allerdings gab es einige Stellen an denen es etwas konfus wurde und man den roten Faden etwas verloren hat. Das grundsätzliche Konzept jedoch fand ich wirklich sehr gut. Es gibt Verstrickungen, die nach und nach gelöst werden und es gibt Geheimnisse, die noch verborgen bleiben. Besonders der Gegensatz zwischen dem komplett "schwarz-weißen - Image" des Zirkus und dem inhaltlichen [geschichtlich, wie auch das Innenleben des Zirkus], bunten Durcheinander fand ich gut herausgearbeitet. Ich mochte vorallem die "rêveurs", die mit ihren roten Akzenten ihre Liebe zum Zirkus zum Ausdruck bringen. Und auch das Auftreten des Frederick Thiessen verlieh der Geschichte eine Authentizität, welche die Geschichte positiv bereichert hat. Aber meine wohl liebste Charaktere der Geschichte waren nicht, wie vielleicht angenommen die Magier, sondern Bailey und Poppet. Zwei Kinder die einen Charme hinsichtlich ihres Charakters versprühen, der mich wirklich angesteckt hat.
Die Geschichte um Marco und Celia fand ich zwar schön, aber an der ein oder anderen Stelle war mir vieles zu vorhersehbar. Daher habe ich mich lieber stärker auf andere Charaktere konzentriert.
Rundum aber ein wirklich gelungenes Buch, welches nur so vor Magie Funken sprüht.

"Bevor du gehst, erinnert dich die Wahrsagerin daran, dass die Zukunft nie in Stein gemeißelt ist." S. 442


Spannende Handlung, wunderbare Charaktere und eine wahnsinnig schöne Kulisse. Ist durch die abwechselnden Erzählweisen nicht langweilig und lässt die Vorstellungskraft des Lesers entfachen. Man möchte am Ende auch ein "rêveur" sein, wenn man es nicht schon längst geworden ist. Für alle, die magische Aktivitäten in Büchern mögen!

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