Die Vergänglichkeit in und von Büchern
Juni 19, 2015
Mein heutiger Post wurde von meiner aktuellen Lektüre inspiriert. In "The Bookseller" gab es ein Zitat, welches ich mir undbedingt anmerken musste und welches mich dann zum weiteren Nachdenken angeregt hat. Um welches Zitat es überhaupt geht?
"I think suddenly about what it means to grow old. It means that all those that you loved as a youth become nothing but photographs on a wall, words in a story, memories in a heart." S.43
Bereits in der Schule wurde man mit dem Thema "Vergänglichkeit" in der Literatur konfroniert. Denn schon in der Epoche des Barock war diese Thematik ein Leitmotiv der Literatur. Bekannt ist das Leitmotiv als "Vanitas", aus dem lateinischen für "Eitelkeit, Nichtigkeit, Misserfolg oder eben auch Vergänglichkeit der Welt". [Und unfassbar aber wahr, ich habe alle meine Deutsch-Unterlagen aus der Schulzeit behalten. Ihr seid also noch nicht vergänglich meine Lieben Blätter]
Auch in den vergangenen Semestern an meiner Uni ist das Thema häufiger in verschiedenen Sitzungen aufgekommen. Ich persönlich finde, dass die Gedanken und Erzählungen von Jorge Louis Borges, welche sich mit dem Motiv der Wiederkehr und einer "Lehre von den Zyklen" beschäftigen, sehr gut als Ergänzung beziehungsweise Gegensatz hinzugezogen werden können. Denn, wenn der Mensch an die Vergänglichkeit denkt, denkt er automatisch daran, was aus einem wird. Und einer der wohl beruhigendsten Gedanken daran ist wohl der Gedanke an eine "Wiederkehr" oder ein trotzdem "Vorhandensein" irgendwo da draußen. Von mir also ein Lesetipp für alle, die sich für solche Themen interessieren. Besonders die Erzählung: "Die Bibliothek von Babel" [Interessant finde ich auch dieses [klick] Buch.]
Es gibt wohl kaum Werke, in denen es nicht unterschwellig der Fall ist, dass das Thema "Vergänglichkeit" aufgefriffen wird. Sei es in Form von vergänglicher Schönheit oder einem vergänglichen Leben oder Ereignis. Fällt es uns einfach leichter die Vergänglichkeit zu "akzeptieren", wenn wir über sie schreiben? Wollen Schriftseller durch das Niederschreiben vielleicht sogar selbst der Vergänglichkeit ausweichen und etwas wertvolles zurücklassen, woran man sich nacher erinnern kann? Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, dass ich noch während der Schulzeit überlegt habe, was ich einmal werden möchte. Mir war eigentlich klar, dass ich gerne etwas erreichen würde, das für die Ewigkeit bleibt. Etwas wertvolles erschaffen oder unternehmen, das in Erinnerung bleibt. Ich war auch eigentlich ziemlich lange der Meinung, das wär ein schönes Ziel. Bis ich dann "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" gelesen habe und ins Schwanken kam. Dort wird genau dieses Thema aufgegriffen. Dass Menschen immer etwas für die Ewigkeit und die Nachwelt erschaffen wollen. Sie wollen sich selbst wichtig fühlen und das Gefühl haben, dass sie nicht vergänglich sind. Dabei wurde mir bewusst, dass der Protagonist eigentlich recht hat. Wieso reicht es denn nicht aus für sich selbst etwas zu erschaffen, dass man nicht vergisst? Warum strebt man danach "unvergesslich" zu bleiben? Nun, ich denke es wird ein Mysterium bleiben, das sich nie wirklch auflösen wird. Die Menschen wissen einfach zu gut, dass ihr Leben und ihre Taten nun einmal irgendwann zu einem Ende kommen werden. Aber ich denke, es ist auch einfach schön, sich selbst Erinnerungen zu schaffen und sie sich im späteren Alter vor Augen zuhalten. Man kann die Vergänglichkeit schließlich auch in positiver Erinnerung behalten und dankbar dafür sein, dass man überhaupt die Möglichkeit dazu hatte, ein wundervolles Leben zu führen. Ich für meinen Teil werde wohl auch immer daran denken und davon lesen, dass Vergänglichkeit schlechte, aber auch gute Seiten in sich trägt. Und wenn man es genau betrachtet, schaffe ich mit diesem Blog auch einen kleinen "Vergänglichkeitsschutz", denn für mich ist die Liebe zur Literatur nicht vergänglich und wie sagt man so schön: "Was einmal im Internet war, bleibt auch im Internet."
Zu guter letzt würde ich noch gerne kurz auf die Vergänglichkeit von Büchern zu sprechen kommen. Das wurde genau genommen auch schon oben angesprochen, aber mich würde interessieren, wie ihr mit dem Inhalt von Büchern umgeht. Habt ihr das Gefühl, dass euch alle Geschichten, die ihr jemals gelsen habt noch in Erinnerung geblieben sind? Oder gibt es tatsächlich auch Werke, die vergänglich wurden und in Vergessenheit geraten sind? Wäre es für euch sogar vorstellbar, dass Bücher irgendwann einmal nicht mehr präsent sein werden und ganz von der Technologie ersetzt werden? [Weit vorrausschauend gedacht in etwa tausend Jahren?]
Huhu!
AntwortenLöschenDu weißt ja, dass ich deine Blogposts generell total mag. Aber den hier finde ich noch ein mal besonders gut! :)
Der Mensch ist ja an sich ein Wesen, das im Gegensatz zu manch anderen Wesen, den Tod und damit die Bedeutung der Vergänglichkeit überhaupt begreifen kann. Und deswegen trifft es den Menschen auch so in seiner gänzlichen Härte. Dass etwas vergeht, ist unaufhaltsam. Und jeder trifft unweigerlich auf die Erkenntnis, dass es nicht immer so sein wird, wie es jetzt ist. So empfinde ich es jedenfalls bei mir und bei meinem Umfeld. Es ist ein Thema, das jeden betrifft. Denn das gesamte Leben besteht ja nur aus 'Vergangenem'. Ich denke daher rührt auch das Interesse bei Schriftstellern, darüber zu berichten. Weil es ein urmenschliches Gefühl beschreibt.
Ich persönlich hatte nie das Gefühl, dass ich etwas machen müsste um unvergesslich zu werden. Aber ich könnte mir erklären, dass das eben auch eine Art Versuch ist, dieser ungewissen Vergänglichkeit zu entfliehen. Freilich ist es ein deprimierender Gedanke, dass wir dem Universum am Allerwertesten vorbeigehen und in 100 oder 200 Jahren nicht mal mehr eine Spur oder eine Erinnerung von uns übrig bleibt. Man verfällt total schnell in ein Tief. Wo ist denn überhaupt der Sinn des Lebens, wenn alles, was man tut, eh nichts bringt?
Ich glaube man sollte nicht so darin versinken und sich stattdessen denken: für die Welt hat es vielleicht keinen Einfluss, aber ich habe ein geiles Leben ;)
Genauso wie du es gesagt hast: Wir sind alle sehr an Erinnerungen gebunden und bauen uns damit eben unsere eigenen Gedankenpaläste! Und da hat Vergänglichkeit sowieso nichts zu suchen.
Ich muss allerdings gestehen, an alle Geschichten erinnere ich mich nicht detailgetreu. Aber Ich erinnere mich immer grob daran, was das Buch mit mir gemacht hat: Ob es lustig, besonders traurig oder hoch philosophisch usw. war. Das ist ein durchaus befriedigendes Gefühl und macht mich auch glücklich :)
Vielen lieben Dank! : )
LöschenDein Kommentar ist wirklich schön! Ja, ich denke auch man sollte, den Gedanken nicht an erste Stelle stellen, sonst entgehen einem die schönen Dinge, die für einen selbst viel Bedeutung haben! Aber ich hab das Gefühl mich wird der Gedanke nie wirklich loslassen, vorallem weil er wirklich ständig in Büchern aufgegriffen wird [wie auch wieder in meiner aktuellen Lektüre : D]. Ich frage mich aber, ob sich das legt, wenn ich dann irgendwann mal das zarte Alter von, sagen wir mal, 80 erreicht habe : D
Liebe Grüße,
Karin