Auf Null von Catharina Junk

August 26, 2016




(Original: "Auf Null"/ 2016) Kindler, Übersetzer/in: - , 400 Seiten, gebunden (Abbildung entspricht nicht der Endfassung),  ★★★★(☆) 4 bis 5 Sterne
"‘Vielleicht ja, vielleicht nein. Lasst euch überraschen.‘
Gesund – aber nicht geheilt. Das ist Ninas Diagnose nach überstandener Leukämie. Für die Zwanzigjährige klingt das wie: Freu dich bloß nicht zu früh. Ohnehin hat die Krankheit alles verändert. Mit ihrer besten Freundin Bahar ist sie zerstritten, ihr Bruder ist streng gläubig geworden, und Nina würde eher einem Hütchenspieler vertrauen als ihrem eigenen Körper. Dann lernt Nina Erik kennen und ist schneller in ihn verliebt, als ihre Angst vor einem Rückfall es erlaubt. Aber wie soll Liebe funktionieren, wenn einem der Mut zum Leben fehlt?“


MEINE MEINUNG | FAZIT

"Eine Weile lag ich einfach so da und sondierte meine Lage. Ich hatte den Körper voller Krebszellen, war leer gekotzt, mein Venenzugang war verstopft, und eine Chemo-Flasche baumelte in Warteposition über meinem Kopf. Positiv denken unter erschwerten Bedingungen.“
S.95

Mehrmals habe ich versucht einen passenden Anfang für diese Rezension zu finden. Fakt ist aber, dass es dafür wohl genauso wenig einen perfekten Einstieg gibt, wie die perfekte Umgehensweise mit der thematisierten Krankheit "Leukämie". Überraschenderweise finde ich, dass es Catharina Junke aber doch recht gut gelungen ist, das Thema aufzugreifen, ohne den Leser mit einem bedrückenden Gefühl zurückzulassen. Die Protagonistin "Nina" ist gerade einmal zwanzig Jahre jung und kämpft sozusagen gegen ihren Körper, der an Krebs erkrankt ist. Skizziert werden dabei zwei Wege. Ihre gegenwärtige Situation und ihre Vergangenheit, die überwiegend aus Krankenhausaufenthalten besteht. So springt der Leser immer wieder zwischen den beiden Zeitzonen, was der Geschichte aber den nötigen "Schwung" verleiht, soweit das bei dem Thema überhaupt noch nötig ist. Denn man wird sofort von der ganz einfachen, aber ehrlichen Erzählart der Protagonistin mitgerissen. Da es sich um eine junge Erzählerin handelt, sind ihre Ausdrucksweisen auch dementsprechend "angepasst", was der Authenzität allerdings zu Gute kommt. Durch die teilweise sarkastische und "freche" Art der Protagonistin entstehen viele lustige Passagen, womit ich anfangs gar nicht wirklich gerechnet hatte. Die Art und Weise wie Nina mit ihrem Schicksal umgeht, hilft auch dem Leser, sich dem Thema zu nähern, ohne sich ständig von Trauer dominieren zu lassen. Natürlich gibt es auch sehr herzerwärmende Stellen, die einen sehr berühren und die einem verdeutlichen, wie schwer eine solche Behandlung für die Betroffenen, wie auch die Angehörigen sein muss, jedoch hat man stets das Gefühl, dass es um die positiven Fortschritte gehen soll.

"Schweigend trinken wir und schauen den Goldfischen beim Hin- und Her-Schwimmen zu. Ein kleiner Fisch hat irgendwas am Auge. Sieht aus wie ein Geschwür, und es scheint ihn ein bisschen aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er schwimmt in leichter Schieflage tapfer seine Runden.“ S. 84

Neben dem Fokus auf Ninas Situation, geht die Geschichte aber auch angemessen auf die Auswirkung auf die Familie und Freunde ein. Besonders die unterschiedlichen Verhaltensweisen und Anstrengungen der beiden Freundinnen der Protagonistin haben sich gut ergänzt und haben dafür gesorgt, dass man sich mit mehreren Blickwinkeln beschäftigt. Auch die Einbindung verschiedener Nebenfaktoren, wie religiöse Gesinungen und der Eifer, den alle um einen herum an den Tag legen, damit es einem besser geht, sorgen für interessante Wendungen und ebenfalls sympathische, wie auch kuriose Konversationen. Einige Elemente nehmen auch auf das Cover bezug, welche man sich aber selbst "erlesen" muss, damit sich ein roter Faden findet. Obwohl ich viele der Figuren ins Herz geschlossen habe, vor allem natürlich die Protagonistin, fand ich auch die Darstellung von "Knut" sehr sympathisch, auch wenn diese Figur mit anderen Problemen zu kämpfen hat. Insgesamt ist es einfach eine Geschichte, die grundsätzlich Mut spendet und durch viele kleine Details zu einer emotionalen Erzählung wird.  Das Buch war für mich am Ende einfach so vielseitig, je nachdem welchen Fokus man setzt, dass sicherlich jeder einen Bezug dazu finden kann.

"Ich denke an Sarahs chinesische Weisheit. Angst klopfte an. Vertrauen öffnete. Keiner war da.“ S.366

Eine süße und sogar auch lustige Geschichte über ein Thema, welches normalerweise mit viel Trauer assoziiert wird. Kennzeichnet sich durch eine junge Protagonistin und eine ebenso junge Wortwahl aus, schließt aber keineswegs schöne und wertvolle Passagen in Hinsicht auf ihre hohe Bedeutung aus. Emotional, motivierend und sehr vielseitig. Auch die Auswirkungen auf Familien und Freunde werden gut eingefangen.




Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

Leave a little note ~ Hinterlasse eine kleine Notiz

Mit dem Absenden Deines Kommentars bestätigst Du, dass Du meine Datenschutzerklärung, sowie die Datenschutzerklärung von Google gelesen hast und akzeptierst.