Drei mal wir von Laura Barnett

März 29, 2016



(Original: "The Versions of Us“) Rowohlt Verlag,  486 Seiten, ★★(★)☆☆  2,5 Sterne

"Eva und Jim sind neunzehn und Studenten in Cambridge, als ihre Wege sich 1958 zum ersten Mal kreuzen. Eine Fahrradpanne führt die beiden zusammen. Was dann passiert, wird den Rest ihres Lebens bestimmen.
Wir folgen drei unterschiedlichen Versionen ihrer Zukunft, zusammen und getrennt. Sehen Eva dabei zu, wie sie eine berühmte Schriftstellerin wird. Und Jim, wie er für die Kunst seinen Beruf als Anwalt hinter sich lässt. Wir sehen Partner kommen und gehen, reisen mit ihnen nach London, New York und Los Angeles. In all den Jahren nimmt ihre Liebe immer wieder ungeahnte Wege, von den ersten drei Treffen bis hin zum Finale: Drei Liebesgeschichten, ein Paar. "
__________________________________________________________________________


"Dann eilte Eva davon, ohne sich noch einmal umzudrehen. Weil sie ihn nicht sehen will. Weil sie nicht aus das zurückblicken will, was hätte sein können.“
S. 54

Es tut mir schon ein wenig weh, das Buch nicht besser bewerten zu können, denn ich kann mir vorstellen, wie viel Arbeit damit für die Autorin verbunden gewesen ist. Allerdings hat mir persönlich der Schreibstil zum einen nicht ganz zugesagt und die Ausführung der drei verschiedenen Lebenswege, fand ich eher umständlich, als geschickt miteinander verknüpft. Es ist nicht grundsätzlich so, dass man nicht erwarten würde, verschiedene Handlungsstränge vorfinden, die sich in gewissen Lebensabschnitten treffen, jedoch werden hier, die doch relativ kurzen Kapitel aller drei Lebenswege, so häufig abgeschnitten und vermischt, dass ich zeitweise und vor allem zum Ende hin ein wenig die Lust am Lesen verloren habe. Positiv aufgefallen ist mir, die Hilfestellung durch die tolle Gestaltung des Buches. Jedes Kapitel, welches zu einem anderen Leben gehört, ist zusätzlich zu dem Vermerk „Erste, Zweite oder Dritte Version“, farblich mit Verzierungen am unten Rand hervorgehoben. Dadurch fiel es mir an der ein oder anderen Stelle zwar leichter, den Anschluss an das Vorhergeschehene zu finden, jedoch konnte es den Gesamteindruck nicht ganz verstärken. Ich hatte ein wenig den Anschein, als hätte sich die Autoren ein wenig in den kleinsten Einzelheiten der Leben verzettelt. Nach gefühlt jedem Jahr, gab es dieselben Probleme, erneute Partnerwechsel und gefühlt nur Drama. Mir haben die erhofften sehr gefühlvollen Stellen, trotz einiger schöner Passagen, gefehlt.

"Und doch ist da diese hartnäckige Stimme in mir, die mir sagt, dass das, was zwischen uns ist, irgendwie nicht real ist, dass es nur eine schale Nachahmung von Liebe ist ."
S.64

Auch die Tatsache, dass in jedem Lebensweg, zum Beispiel die Kinder der Protagonisten andere Namen tragen, was ja auf der einen Seite verständlich ist, hat dazu geführt, dass man sich in allen Kapiteln erneut in alle Charaktere hineinfinden musste. So kamen mir zum Beispiel Jim und Eva nicht vordergründig, als immer stetig wachsende Charaktere vor, sondern als Figuren, die bei jedem Kapitel eine neue Person darstellen. Dadurch fiel es mir schwer, in allen Situationen mit den Figuren „mit zu fiebern“ oder ihre Handlungen andauernd nachvollziehen zu wollen. Das fand ich wirklich schade, denn der Grundgedanke und die Stellen, die wirklich für schöne Momente gesorgt haben, sind keineswegs zu unterschlagen. Einige erwähnte Beziehungen haben mir gut gefallen und hatten auch durchaus das Potenzial für eine tolle, weitere Handlung. Sie sind aber für mich persönlich schlichtweg untergegangen. Ganz zum Schluss fand ich das Buch noch einmal etwas gelungener. Das lag zum einen, an den sich dort entwickelten und schönen Verknüpfungen, vieler im Buch erwähnter Andeutungen, wie auch an dem Gesamteindruck, dass die Autorin dort endlich das vermittelt hat, was sie die ganze Zeit eigentlich ausdrücken wollte. Das Buch hatte für mich also durchaus seine Stärken, aber ich glaube, einige Kapitel weniger, hätten dem Buch nicht geschadet.

"´Wie bei diesem Spiel in der Zeitung, Finde den Unterschied´, hatte Helena gesagt, als er ihr damals die Idee umriss. Sie meinte es als Witz, aber geärgert hat es ihn doch. Seine Ambitionen für das Triptychon sind größer. Bei dem Gemälde geht es um die vielen Wehe im Leben, die man nicht einschlägt, um all die Leben, die man nicht führt, weil es anders kommt. Er hat es Die Versionen von uns genannt." S. 289


Sehr komplexe Darstellung zweier Protagonisten, die drei Versionen ihres Lebens widerspiegeln. Als Grundidee und auch an manchen Stellen gelungen. Das „Was wäre wenn…“ wird oft aufgegriffen. Im Großen und Ganzen hat es sich für mich zu sehr gezogen. Vieles war für mich noch nicht ganz perfekt umgesetzt und die sich ständig wiederholenden „Dramen“, kamen etwas stereotypisch rüber. Nichtsdestotrotz wunderschöne Gestaltung und eine ganz nette Geschichte für Zwischendurch. Bei mir kamen aber leider (!) nicht die gewünschten Gefühle hoch.



 Vielen lieben Dank an den Rowohlt Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


2 Kommentare:

  1. Hallo liebe Karin. :)
    Ich bin gerade über Twitter auf deinem Blog gelandet und war sofort positiv überrascht. Deine Bilder gefallen mir sehr, aber auch das gesamte Drumherum ist richtig schön. ♥
    Witzigerweise haben wir beide heute dasselbe Buch rezensiert und sind auch fast genau einer Meinung: Bei mir hat es hingegen leider nur zwei "Blumen" bekommen, da ich mich nur durchgequält habe. :( Schade, es hat so vielversprechend geklungen und es schaut so unfassbar schön aus. :(
    Mir ging es genauso: Auch ich bin mit den ganzen Figuren durcheinander gekommen und musste des Öfteren zurück blättern. Meinst du, es wäre vielleicht besser gewesen, wenn man die verschiedenen Versionen hintereinander erzählt hätte, anstatt so durcheinander? Ich bin mir da selbst nicht so sicher, aber ich denke schon, dass es vielleicht angenehmer gewesen wäre.
    Hab einen schönen Abend.
    GlG
    Kitty ♥
    P.S. Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich deine Rezension bei mir verlinke?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Vielen lieben Dank! :)Ich werde mir deine Rezension gleich auch mal durchlesen! : )

      Darüber habe ich auch schon nachgedacht und mir auch beim lesen überlegt, ob ich es nicht angenehmer gefunden hätte, wenn die Wege als komplett vollendete Version pro Kapitel dargestellt worden wären. Aber im Nachhinein glaube ich einfach, dass mir die Geschichten an sich dennoch zu unschlüssig waren. Ich fand es auch sehr schade, weil ich mir von dem Buch viel erhofft habe. Ich habe auch zwischen zwei und drei Sternen geschwankt...

      Ich hab natürlich nichts dagegen, wenn du meine Rezension verlinkt. : )


      Liebe Grüße,
      Karin

      Löschen

Mit dem Absenden Deines Kommentars bestätigst Du, dass Du meine Datenschutzerklärung, sowie die Datenschutzerklärung von Google gelesen hast und akzeptierst.