Der Sommer, in dem F. Scott Fitzgerald beinahe... von Emily Walton

März 02, 2016


(Original: -) 168 Seiten,  Hardcover (Abbildung nicht die Endfassung), Einzelband,   ★★★(★) 3 bis 4 Sterne
Bibliografie auf der Verlagsseite  (Braumüller) »
"Was passiert, wenn F. Scott Fitzgerald, Ernest Heming­way, Dorothy Parker und Pablo Picasso ihren Sommerurlaub in einem südfranzösischen Fischerdorf verbringen? Der Champagner fließt in Strömen, Eifersucht und Neid brodeln und die wilden Partys enden immer öfter im Exzess. Ausgerechnet Fitzgerald, dem Chronisten der Goldenen Zwanziger, wird dieser Sommer zum Verhängnis.März 1926 in Juan-les-Pins, Südfrankreich: F. Scott ­Fitzgerald steht auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Im Vorjahr ist sein Roman Der große Gatsby erschienen, nun läuft das Stück mit großem Erfolg am Broadway, auch eine Filman­frage aus Holly­wood steht in Aussicht. Hier, an der Côte d’Azur, nimmt er die Arbeit an seinem nächsten Buch auf, mit dem er endgültig zum größten amerikanischen Schriftsteller der Gegenwart avancieren will."


MEINE MEINUNG | FAZIT

" Scott weiß, er kann noch so viel Geld verdienen, ein gesetzter, kulturell versierter Familienvater wird er niemals sein. Dazu fehlen ihm die innere Ruhe, die Stabilität, die Selbstsicherheit. Und die richtige Frau an seiner Seite." S. 33

Dass die berühmt berüchtigten Fitzgeralds kein Vorzeigeehepaar waren, ist wohl den meisten bekannt. Besonders F. Scott Fitzgerald soll ein schwieriger Charakter gewesen sein. Auf diese Merkmale nimmt das doch recht kurze Buch am stärksten Bezug. Ich war mir zunächst etwas uneinig, ob mir der Schreibstil überhaupt gefällt. Er ist sehr sachlich und liest sich manchmal sogar etwas wie eine kleine Reportage. Ich habe mir anfangs sicherlich etwas anderes vorgestellt. Vielleicht eine witzige Anekdote zu den Erlebnissen an der Côte d´Azur, die den Titel des Buches auffangen würde. Mit der Zeit stellt man fest, dass es sich eben doch eher auf Fakten konzentriert, die belegen, wie die Fitzgeralds und deren Freundeskreis ihre Zeit an der französischen Küste verbracht haben und in welchem Zusammenhang die entstandenen Werke derer stehen. Obwohl ich zunächst nicht wusste, ob ich enttäuscht sein soll, habe ich mich auf den Stil eingelassen. Und ich muss sagen, dass ich das Buch dadurch doch genossen habe, auch wenn es keine gefühlsbetonten Momente und unfassbar neue Offenbarungen gibt. Dennoch liest man gerne von der Wandlung des einst schillernden F. Scott Fitzgerald und dessen fragwürdigen Verhaltensweisen. Man bleibt durch den Schreibstil aber relativ objektiv und verfällt auch nicht in den Zustand, alle Protagonisten bemitleiden zu müssen. Es schleicht sich zwar verstärkt das Gefühl eines Fremdschämens bezüglich des Autors ein, dennoch wird der Ausgleich, durch die ebenso erwähnte Entwicklung des Ortes für Touristen an sich, gebracht. Es ist interessant zu sehen, wie weit sich die Wünsche der Protagonisten, der Fitzgeralds, wie auch deren berühmten Freunden (unter anderem Ernest Hemingway), in Hinsicht auf den perfekten Urlaubsort und Leben gewandelt haben. 

"Mit Wörtern allein kann man keinen unheilbaren Schaden anrichten. Mit einer Säge allerdings schon. Die Idee, einen kellner zu entführen und ihn mit einer Säge zu foltern, ist selbst für einen Schelm wie Scott zu weit hergeholt.“ S.103

Meiner Meinung nach hat das Buch eine geeignete Länge, um das  zu vermitteln, was erzählt werden wollte. Die Kürze lässt den Text nicht zu langweilig wirken und ist dadurch auch nicht zu eintönig. Wahrscheinlich hat es mich letztendlich auch dadurch nicht gestört, dass keine wirklichen Identifikationen zu den Protagonisten gezogen werden konnten. Es ist für mich sicherlich ein geeignetes Büchlein, wenn man sich verdeutlichen möchte, wie die bekannten Schriftsteller und Künstler, damals ihre Zeit an diesem speziellen Ort verbracht haben und wie sich die Freundschaften auf deren Werke ausgeübt haben. Es gibt Stellen an den man schmunzelt und es wird auch langsam darauf hingearbeitet, den Buchtitel miteinzubeziehen, was mir gefallen hat.  Mir ist zudem vor allem der Schluss besonders positiv in Erinnerung geblieben. Dort wird in einem Epilog ein weiteres Mal auf alle Protagonisten Bezug genommen, jedoch abseits der französischen Küste und deren Charisma. Ich muss sogar gestehen, dass es einige Stellen gab, die so voller Ironie und unterschwelligem Witz steckten, welche meinen Humor getroffen haben und mir das Buch dadurch zusätzlich sympathisch gemacht haben. Für Leser, die sich gerne mit dem bekannten Schriftsteller beschäftigen und etwas nostalgisch dahinträumen möchten, für die wird das Buch sicherlich unterhaltsam sein.

"Ein paar der prominenten Namen hängen im Gang zum Pool- Restaurant, doch viele Gäste nehmen keine Notiz davon. Wichtiger ist der Champagner im Kühler. Der Fisch, der ohne Kohlenhydrate serviert werden soll. […] Scott würde hier Stoff für viele Romane finden.“ S. 162f.
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Eine Mischung aus zeitlichen, geografischen, wie auch biografischen Fakten und einem sehr eigenen Humor. Zeigt den verschwenderischen Lebensstil, wie auch die Eskapaden von F. Scott Fitzgerald auf und unterhält den Leser, trotz eher schlichtem Erzählstil. Wer keine Lust auf ein Buch mit unnötigen Gefühlsausbrüchen, jedoch auf eine spannende Zeit, mit sehr speziellen und verschiedenen Charakteren hat, der liegt mit diesem Buch genau richtig. Rundum eine nette, kurze Lektüre, die sicherlich auch besonders für Fitzgerald Fans unterhaltsam ist.



Vielen lieben Dank an den Braumüller Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


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