Sirius von Jonathan Crown

Februar 18, 2016























































(Original: "Sirius") 288 Seiten , Hardcover , Einzelband |  ★★★   4 SterneBibliografie auf der Verlagsseite (Kiepenheuer & Witsch)
"Ein Foxterrier schreibt Geschichte: als Emigrant, Hollywoodstar, Zirkusattraktion und des Führers Schoßhund - Es ist ein außergewöhnlicher Zeitzeuge, der das düsterste Kapitel der deutschen Geschichte hautnah erlebt: der Foxterrier Sirius, hineingeboren ins Berlin des Jahres 1938. Mit der jüdischen Familie Liliencron begibt er sich auf eine Reise ins Ungewisse – und schlägt dem Schicksal ein Schnippchen."

MEINE MEINUNG | FAZIT

"Sirius- inzwischen sind ein paar Wochen vergangen - hat seine neue Identität akzeptiert. Er hat schon fast vergessen, dass er mal Levi hieß. So schnell geht das. " S.22

Ich muss zugeben, vor allem das Cover hat mich sehr zu dem Buch hingezogen. Umso schöner, dass es auch inhaltlich überzeugen kann. Sicherlich ist "Sirius" keine typisch rührvolle Geschichte, die die Grausamkeiten der Nazis aufzeigt. Allein schon aus dem Grund, da größtenteils ein Hund den Hauptcharakter verkörpert. Er sieht die Dinge anders, als die Menschen um ihn herum und ist seinem Schicksal an der ein oder anderen Stelle reglos ausgeliefert. Dadurch entstehen schöne Handlungsstränge, die vor allem satirisch wirken und gleichzeitig auf eine nicht zu tiefgehende Art, die beim Leser, gewisse Gefühle hervorrufen, die das Buch eben nicht in eine konkrete Schublade stecken, sprich "nur unterhaltsam" oder "nur auf die furchtbaren Einzelheiten der Zeit" bezogen. Mir hat eben diese Mischung sehr gut gefallen. Zudem wird die Sicht des Hundes nicht fortwährend eingesetzt. Es gibt auch Passagen, in denen seine Besitzer von ihren Schicksalen erzählen, so dass man nicht das Gefühl hat, man lese einen "Hunderoman". Besonders gefallen hat mir, vom Roman selbst ausgeschlossen, die Aussage des Autors in dem abgedruckten Klappentext. Diese sollte man sicherlich nicht übergehen.

"´Alles, was größer ist als vier Tausendstel Millimeter, interessiert mich nicht´ , sagt er gern. So begründet er auch sein Desinteresse an Adolf Hitler. Oder an Politik. Oder an der Zukunft. ´Alles zu groß´ , ist seine Meinung dazu." S. 9f.

Der Schreibstil ist flüssig, aber dennoch in viele kleine Passagen unterteilt, die zudem etwas sprunghaft sein können. So wechseln die Perspektiven und Orte recht häufig, ergänzen sich aber im zeitlichen Ablauf sehr gut. Mir gefiel, dass es keine ellenlangen Monologe oder Ähnliches gab. Die Geschichte wird in einem knappen, aber dennoch ausreichend informativen Stil erzählt. Anhand von "Sirius" wird zudem auch deutlich, welche Influenz die Namen an sich, für die Menschen hatten und wie sich ein Wechsel dessen anfühlt. Es gibt dadurch diese kurzen Momente, die recht gefühlvoll sind, trotz des kurz darauffolgenden Wechsels der Stimmung. Aber genau das macht die Geschichte auch so besonders. Der harte Kontrast zwischen den Kontinenten zur selben Zeit und der harte Kontrast zwischen Showbiz und dem Überlebenskampf. Und Sirius als "stiller" Beobachter des Ganzen sorgt dafür, dass diese Kluft mit einem gewissen Humor, nicht ganz so schrecklich ist. Mir ist die Familie Lilicron mitsamt Hund während des Lesens wirklich ans Herz gewachsen.

"Carl holt das Vergrößerungsglas hervor. Ist es nicht merkwürdig, dass auch die Utensilien der Vergangenheit wieder Bedeutung erlangen, sobald man Heimweh hat? Das Vergrößerungsglas. Wie lange hat es in der Schublade geschlummert? In Hollywood hat man keine Verwendung dafür, da ist alles schon groß genug." S. 277
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Interessant erzählte Geschichte eines Hundes, der unfreiwillig auf eine weite Reise geht. Es ist kein Roman der zu vollkommenen Gefühlsausbrüchen neigt, lässt aber einige rührende Momente zu. Ist zudem von vielen sarkastischen und ironischen Stellen geprägt. Der Schreibstil und die verschiedenen Andeutungen bezüglich der aussagekräftigen Stellen ergänzen sich gut und sind dem Autor sehr gut gelungen. Die Grausamkeiten und die Kluft der damaligen Zeit durch die Sichtweise des Hundes zu veranschaulichen, zeigt zudem sehr gut das Unverständnis des Geschehens dar. Sympathien für die Familie Lilicron und "Sirius" sind durchgehend gegeben.
























































2 Kommentare:

  1. Das ist ja wirklich ein süßes Cover! Klingt nach einem interessanten Buch. Aus der Sicht eines Hundes ist das mal ganz was anderes. Ich finde aber gut, dass doch mal zwischendurch die Perspektive auch gewechselt wird.
    Es gibt ja bereits unzählige Bücher, die sich dem Thema sehr ernst nähern und für große Gefühle sorgen, da ist ein Buch wie dieses wirklich eine nette Abwechslung dazu.
    Liebe Grüße, Jen

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    1. Genau! Ich musste die ganze Zeit an "Bis ans Ende der Geschichte" von Jodi Picoult denken. Das ist wirklich etwas komplett anderes. Aber genau der Kontrast hat mir hier ganz gut gefallen.


      Liebe Grüße,
      Karin

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