Titel:
"Palmherzen" |
Original: "Heart of Palm" | Autor/in: Laura Lee Smith | Dumont [klick] |
Seitenanzahl: 511 | Hardcover | Einzelband | ★★★(★)☆ 3 bis 4 von 5 Sternen
INHALT | DARUM GEHTS
"Utina, Florida: Ihre glanzvollen Zeiten hat die Kleinstadt längst hinter sich, und niemand passt besser in das Bild des Verfalls als die Familie Bravo. Vater Dean hat sich vor Jahren aus dem Staub gemacht, und so ist es an dem pflichtbewussten Sohn Frank, sich um den Rest der Familie zu kümmern. Frank träumt von den Bergen, doch viel weiter als bis zu den Grenzen Utinas hat er es noch nicht geschafft. Wie auch, wenn er ständig zwischen Mutter Arla und Schwester Sofia – beide hochgewachsene Rothaarige, beide ein Ausbund an Sturheit – vermitteln muss. Dass er heimlich in seine Schwägerin Elizabeth verliebt ist, macht die Sache auch nicht besser. Keiner der Bravos ahnt, dass sich ihr Leben bald fundamental ändern wird: Finanzinvestoren haben ein Auge auf ihr Grundstück geworfen. Als ihnen ein unwiderstehliches Angebot gemacht wird, erhitzen sich die Gemüter, und sie müssen sich den Tragödien ihrer Vergangenheit stellen. ".
MEINE MEINUNG | FAZIT
"Ihr Haus war immer kalt, trotz hoher Temperaturen draußen. Drinnen lebten drei Menschen, die nichts, aber auch gar nichts mit einer Familie gemein hatten." S. 16
Wenn ich "Palmherzen" wohl mit einem Wort beschreiben müsste, welches mir als erstes in den Sinn kommt, würde ich wohl den Begriff "Familienchronik" nehmen. Im Fokus steht nämlich die Familie "Bravo", Wohnsitz in Utina, Florida und einem Haus namens "Aberdeen". Auch der Klappentext lässt schon vermuten, dass sich die Geschichte mit den Windungen der einzelnen Protagonisten handelt, die zu einem gemeinsamen Strang verlaufen sollen, im Sinne eines Stammbaumes.
Die ersten hundert Seiten wirkten für mich ganz vielversprechend. Es gibt ein Erlebnis, welches auf die Jugendzeit von Arla Bravo zurückreicht und welches ausschlaggebend für die Zukunft ist. Ein Schnitt in der Zeit beziehungsweise der Schwenk in die Zukunft, in der dann auch die Kinder von Arla und Dean eine bedeutende Rolle spielen, wird interessant eingeleitet und verleitet tatsächlich zum weiterlesen. Allerdings muss ich leider sagen, dass bei mir ab etwa Seite zweihundert, das Interesse nachgelassen hat. Das kam vor allem durch die vielen Ausschweifungen und die, an manchen Stellen, sehr langwidrigen Flashbacks, wie auch den Gefühlsbeschreibungen. Besonders zu Beginn empfand ich es auch als uninteressant, dass nur auf jede mögliche Beziehungsproblematik, jegliche Affären oder unerwiderte Liebe hingewiesen wurde. Das hat mir den Fokus auf die Geschichte etwas zur sehr ins unnötig dramatische gelenkt. Kleine Passagen habe ich sogar überflogen, weil man wusste was passiert. Sie wurden nur schlichtweg ausgeschmückt. Es hätte sicherlich mehr knappe Sätze geben können, die aber dasselbe ausgedrückt hätten.
"Dieser Satz hatte ihr noch viele, viele Jahre in den Ohren geklungen. War sie das auch? Arla Bolton. Arla Bravo. Eine schöne Plage." S. 303
Die Charaktere an sich sind sehr interessant und durchaus vielseitig, sodass die Geschichte auch gut mit Überraschungen und einigen ungeahnten Wendungen spielt. Es gab viele kleine, eingeschobene Details, die die Geschichte sicherlich an der ein oder anderen Stelle positiv unterstützt haben. Dadurch hatte ich zum Schluss auch das Gefühl, dass man als Leser das Privileg hat, hinter alle Facetten zu blicken und als Einziger die Wahrheit zu kennen. Es gibt auch viele sympathische Stellen, die sogar die eher "unsympathischen" Charaktere einfach nur menschlich darstellen und dadurch gleichzeitig Sympathie entsteht. Nach etwas mehr als der Hälfte des Buches, wird die Geschichte auch noch einmal interessanter. Dazu gehören Verwicklungen in der Immobilienbranche, die man zunächst etwas unterschätzt. Sie sorgen vor allem zum Schluss für zusätzliche sympathische Stellen, die unter den Charakteren der Bravo-Brüder entstehen. Allerdings bleibt auch die zweite Hälfte nicht ganz von negativen Eindrücken meinerseits verschont. Einige Handlungsstränge empfand ich als etwas unglaubwürdig und zu "glatt", wenn auch die Ideen an sich keineswegs ein typisches, normales Leben aufweisen. Aber die Charaktere hatten innerhalb kurzer Zeit eine zu schnelle "Wandlung" durchlebt und wirkten so etwas stereotypisch. Vor allem bei Carson Bravo hat mich dies ein wenig gestört. Dennoch muss ich aber sagen, dass es einige sehr schöne Passagen und auch Gefühlswelten gab. Die Chemie des Buches stimmt also, lediglich die Länge hätte man etwas kürzen können. Dadurch wären die gefühlvollen Stellen vielleicht nicht so untergegangen.
"´Die Palmwedel sind lästig´, hatte der Banker gesagt. ´Werden sie langsam auch´, hatte Frank geantwortet." S. 441
Gefallen hat mir auch die gesamte Lage, sprich der Ort, in dem die Geschichte angesiedelt ist. Dass das Haus selbst einen Namen trägt, machte dies noch zusätzlich interessanter. So hat man das Gefühl, dass selbst das Haus eine eigene Geschichte zu erzählen hat. In Bezug auf die charakterlichen Beziehungen, gefiel mir das Verhältnis zwischen Arla und ihrer Tochter Sofia am besten. Sie war etwas komplizierter und verstrickter, als oberflächlich sichtbar, aber dadurch war sie sehr besonders. Die "Nähe" zu den Protagonisten konnte ich also eher bei diesen beiden Figuren finden, als bei den anderen. Der Schreibstil konnte mich ebenfalls größtenteils, durch schöne Passagen und netten Dialogen, wie auch einigen nachdenklichen Sätzen, überzeugen. Auch hier hat mich nur manchmal die Länge etwas gestört. Dies bezieht sich auf gewisse Flashbacks, wie auch auf manche Dialoge. Dort wird eine Frage gestellt, die von ausschweifenden Gedanken des Protagonisten unterbrochen und erst mehrere Passagen später wieder aufgegriffen und beantwortet wird.
"´Hier wird sich einiges ändern´, sagte Elizabeth. ´Hat es schon´, meinte Frank [...]" S. 408
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Grundsätzlich stimmige Idee des Buches, wie auch deren Struktur und Protagonistenwahl. Durch viele kleine, zusätzliche Details ist das Buch sehr eigen und erzählt eine sehr spezielle Familiengeschichte. Leider wurde es an einigen Stellen eher uninteressant, durch in die Länge gezogene Passagen. Dennoch sicherlich lesenswert, auch wenn man an manchen Stellen hadert. Nach Beenden des Buches, fehlen einem die Charaktere doch stärker, als man geahnt hätte.
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