Wenn eins zum andern kommt von Penelope Lively

Mai 06, 2015



(Original: "How it all began") von Penelope Lively,  C. Bertelsmann [-klick-], 288 Seiten, gebunden,  Einzelband ★★(★)☆☆ 2 bis 3 Sterne

Original-Klappentext: "Der Lehrerin Charlotte wird auf der Straße die Tasche gestohlen, es ist nichts Wertvolles darin, aber sie stürzt und bricht sich die Hüfte. Dieser Überfall wird Auswirkung haben auf das Leben von sieben ganz unterschiedlichen Menschen. Charlotte muss für ein paar Wochen zu ihrer Tochter ziehen. Die Tochter wird dadurch aus ihrer Routine gerissen. Eine SMS wird eine Affäre verraten und das Ende einer Ehe einleiten, lukrative Ideen werden sich als Luftblase erweisen, ein Einwanderer wird die englische Sprache lieben lernen und vielleicht die Liebe einer Frau erobern. Wenn eins zum andern kommt zeigt, wie eine winzige Veränderung das Leben vieler durcheinanderwirbeln kann. Penelope Lively ist eine Schriftstellerin von seltener Klugheit und großem Einfühlungsvermögen. Dabei lässt die vollendete Geschichtenerzählerin auch in ihrem neuesten Roman feinsten britischen Humor aufblitzen."

MEINE MEINUNG | FAZIT

Das Schickal, die Bestimmung, Etwas, das vorhergesehen war. Jeder Mensch denkt darüber nach. Was wäre wenn...? Hätte doch....? Einige Minuten früher...., Könnte nicht....? Genau um dieses Thema geht es unteranderem in Penelope Livelys Buch. Es ist die Frage nach dem, was nicht geschehen ist und vorallem die Frage was doch geschehen ist und was es für Auswirkungen auf den restlichen Verlauf des Lebens hat. Eigentlich eine wirklich tolle Idee, mit interessanten Aspekten. Allerdings muss ich ganz ehrlich sagen, dass mich das Buch nicht ganz überzeugt hat. Ich war so gespannt auf die Geschichte, nachdem ich den Klappentext gelesen habe, weil ich mir wirklich viel davon erhofft habe. Aber am Ende haben mir einige Punkte einfach gefehlt. Zum Beispiel fand ich die Ausarbeitung der Verbindungen viel zu plump. Es wurde immer explizit von den Figuren darauf hingewiesen, dass dies oder jenes nur durch den Unfall von Charlotte ins Rollen gebracht wurde. Dabei hätte ich mir gewünscht, dass es eher unterschwellig vermittelt wird. So, als wäre es etwas Allgegenwärtiges, was wirklich immer geschieht, was aber eine gewisse Besonderheit ausstrahlt. Denn wie oft, sitz man wirklich da und denkt: "Wäre ich zwei Minuten früher aus dem Haus gegangen, wäre dies nicht passiert, oder hätte ich die Person nicht getroffen." Natürlich denkt man auch hier explizit darüber nach, aber es bleibt dennoch etwas Geheimnisvolles daran, warum es so geschehen ist und es bleibt auch ein Geheimnis, was diese zwei Minuten noch viele Tage danach vielleicht mit sich gezogen hat. Dieses Gefühl hat mir bei dem Buch einfach gefehlt.

Die Protagonisten und ihre Charaktereigenschaften haben mir leider [!] überhaupt nicht zugesagt. Die einzige Person die ich wirklich mochte, war noch Henry. Alle übrigen und es gab viele davon, die in die Verknüpfung miteinbezogen wurden, waren für mich irgendwie fad und einfach zu plump. Das finde ich wirklich schade, weil ich mir so gewünscht habe, dass mir das Buch gefällt. Denn wie gesagt, finde ich die Idee an sich wirklich schön. Das letzte Kapitel hat das Buch für mich noch einmal etwas aufgewertet, da an diesem Punkt, doch etwas durchgeschimmert ist, was ich mir von der Geschichte erhofft habe. Leider kam dies aber wirklich etwas zu spät. Die Konversationen der Protagonisten hat mir ebenfalls nicht wirklich gefallen. Es gab einige Stellen, über die ich nachgedacht habe und die sich auch ganz schön angehört haben, aber im Großen und Ganzen hatte ich nicht das Gefühl, dass mich das Buch berührt. Oder besser gesagt, ich hatte das Gefühl, als wäre es den Protagonisten selbst ziemlich egal, was als nächstes passiert. Das hat sich auf mich, als Leser, übertragen, so dass ich manchmal dachte: "Okay, irgendwie ist es mir dann auch egal". Gefallen hat mir, natürlich, wie sollte es auch anders sein, dass die Geschichte in London spielt. Auch die grobe Botschaft, die vermittelt werden soll, finde ich gut. Die Tatsache, dass sich die Geschichte mit der Situation älterer Menschen beschäftigt und deren Frage nach ihrem Standpunkt, - Ort im Leben, fand ich ebenfalls ganz passend. Es war aufjedenfall mal was anderes, als die ständigen Geschichten über Zukunftsängste aus der Sicht von Zwanzigjährigen. Aber mir hat die Umsetzung ganz einfach nicht ganz gefallen. Ich hätte mir mehr "versteckte" Tiefe gewünscht. Meiner Meinung nach hätte man noch etwas mehr aus der Geschichte machen können.

Eine Geschichte über die Frage nach dem perfekten Zeitpunkt, den unausweichlichen, wie auch ausweichlichen Wegen im Leben und dem herumschwirrenden Schicksal.



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