Miss Vee oder wie man die Welt buchstabiert von Lissa Evans

Mai 03, 2015

Werbung ~ Rezensionsexemplar (Original: "Crooked heart") von Lissa Evans,  List Verlag, 352 Seiten, Hardcover,  Einzelband, ★★★(☆)☆ 3 bis 4 Sterne
"London, 1939: Nichts im Leben von Vera Sedge verläuft nach Plan. Die 36-Jährige stolpert kopflos von einem selbstverursachten Drama ins nächste. Vee ist notorisch pleite, und es ist ihr inzwischen egal, wenn sie auch mal krumme Wege geht. Dann humpelt der zehnjährige Noel in ihr Leben. Er ist mit der Kinderlandverschickung ins kleine St. Albans gekommen. Hochbegabt, altklug und ganz anders als alle Menschen, die Vee bisher kennengelernt hat, bringt er sie auf eine brillante Idee. Doch es sind Noels kühler Kopf und sein großes Herz, die aus der Idee erst einen Geldsegen machen. Auf sich allein gestellt, ist Vee eine Katastrophe. Zusammen mit Noel ist sie ein gutes Team. Die beiden verbindet eine ungewöhnliche Freundschaft, und gemeinsam entdecken sie, was ein echtes Zuhause bedeuten kann."
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"Miss Vee oder wie man die Welt buchstabiert" ist für mich ein Buch, welches unheimlich vielseitig ist und gleichzeitig ein gemischtes Gefühl hinterlassen hat. Während des lesens spürt man ja meistens, ob einem das Buch zusagt oder nicht und man weiß ungefähr, wie man es bewerten soll. Mir allerdings, fällt es an dieser Stelle etwas schwer. Denn grundsätzlich fand ich das Buch wirklich toll, aber mir hat am Ende etwas gefehlt, obwohl der Schluss, mit einer der Höhepunkte war. [Es war wirklich rührend und ich habe das Buch mit einem "aawwee" zugeschlagen, soviel dazu!]

Aber fangen wir einmal bei den Charakteren an. Ich kann nur sagen, dass ich die Beziehung zwischen Vera Sedge [Vee] und Noel unglaublich gut fand. Die Protagonisten haben sich im Verlauf der Geschichte entwickelt, genauso wie ihr Umgang miteinander. Die Dialogszenen zwischen Vee und Noel empfand ich dabei als wirklich unterhaltsam. Ich denke, dass Noel, der Geschichte den nötigen "Pfiff" verliehen hat, denn die Stellen, in denen er vorkam, waren nicht nur unterhaltsam, sondern auch herzlich und spannend. Man wollte ihn selbst beschützen, obwohl er das auch ganz gut alleine geschafft hat! Obwohl ich zunächst dachte, dass die Sprache, aufgrund des Buchtitels, etwas mehr im Vordergrund stehen würde, fand ich die Eigenschaften, die Noel mit sich bringt, sehr gut umgesetzt. Er ist schlichtweg sympathisch und man erfährt gerne mehr über ihn. Vee ist als guter Gegenpart aufgetreten und verlieh der Geschichte unteranderem eine gewisse Ernsthaftigkeit [wenn auch nicht immer :)]. Schließlich spielt die Geschichte während des Krieges. Und ob ihr es glauben wollt oder nicht, mich scheint die Geschichte doch etwas mehr beschäftigt zu haben, als ich zunächst angenommen habe, denn ich habe sogar von der Situation, in der sich die beiden befunden haben, geträumt. Das nehme ich eigentlich als gutes Zeichen, da das Buch eben dazu verleitet, sich die Gedanken der Protagonisten zu verinnerlichen und nur ansatzweise die Lage, in der sie sich befinden, zu verstehen. Darunter fallen natürlich die zu dieser Zeit völlig normale Angst vor dem "Bankrott" oder der Angst sein Zuhause zu verlieren. Deshalb empfand ich das Buch, auf der einen Seite, als unterhaltsam, eben durch die lebhaften Charaktere und auf der anderen Seite, beschäftigt sich der Leser auch mit den "Hintergrundaktivitäten" des Krieges.

Leider muss ich sagen, dass mir einige Passagen nicht ganz so gut gefallen haben. Es gibt zum Beispiel Einschübe der Mutter von Vee, in denen sie Briefe an Mr. Churchill verfasst. Diese waren zwar relativ zum schmunzeln, aber sie haben mir einfach nicht so recht zur Geschichte passen wollen. Es kann natürlich daran liegen, dass mir ihre Mutter einfach unsympathisch rüberkam und ich wohl alle Passagen mit ihr weggelassen hätte :). Die Präsenz ihres Sohnes Donald hat mir schon völlig ausgereicht, um die "Undankbarkeit" der Menschen darzustellen. Andererseits kann ich auch nachvollziehen, dass man etwas Abwechslung in eine Geschichte bringen möchte. Der Schreibstil war jedoch wirklich angenehm zu lesen. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass ich lieber etwas anderes lesen würde. Daher ist es schwer die speziellen Schwächen des Buches zu nennen. Es ist eher ein inneres Gefühl, dass mir sagt, dass mich das Buch zwar nicht hundertprozentig "umgehauen" hat, aber missen, würde ich es auch nicht wollen. Vorallem aber eben durch die schönen Passagen zwischen Vee und Noel und wahrscheinlich auch durch die Tatsache, dass ich Geschichten einfach mag, die in England oder London spielen.

Charmante Geschichte, über zwei Menschen, die eigentlich nichts mit einander gemeinsam haben und am Ende doch eine wunderbare Harmonie bilden. Unterhaltsam und sogar ein wenig lehreich, da es in den Jahren während des zweiten Weltkriegs spielt.


1 Kommentar:

  1. Das Buch ist mir vorher noch gar nicht begegnet, klingt aber wirklich interessant! Im Grunde mag ich solche Geschichten sehr gerne, ich bin nur nicht ganz überzeugt, ob ich die Umsetzung auch mögen würde - ich sollte mir vielleicht mal eine Leseprobe anschauen :) Vielen Dank für die schöne Rezension und die tollen Bildeindrücke!

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