The Terranauts von T.C. Boyle

Februar 17, 2017








(Original: "The Terranauts" / 2016) Bloomsbury Publishing, Übersetzer/in:-, Englische Ausgabe,  ★★★★☆ 4 Sterne 

Dt. Inhaltsangabe (Hanser Verlag): "4 Frauen, 4 Männer, 2 Jahre in einem riesigen Terrarium. Bestsellerautor T.C. Boyle erzählt vom halsbrecherischen Versuch, eine neue Welt zu erschaffen. In einem geschlossenen Ökosystem unternehmen Wissenschaftler in den neunziger Jahren in den USA den Versuch, das Leben nachzubilden. Zwei Jahre lang darf keiner der acht Bewohner die Glaskuppel von „Ecosphere 2“ verlassen. Egal, was passiert. Touristen drängen sich um das Megaterrarium, Fernsehteams filmen, als sei es eine Reality-Show. Eitelkeit, Missgunst, Rivalität – auch in der schönen neuen Welt bleibt der Mensch schließlich doch, was er ist. Und es kommt, wie es kommen muss: Der smarte Ramsay verliebt sich in die hübsche Dawn. T.C. Boyles prophetisches und irre komisches Buch, basierend auf einer wahren Geschichte, berührt die großen Fragen der Menschheit."
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"She was out in the world, your world (what we like to call E1, the original ecosphere) for less than five hours, but even if it had been five minutes, five seconds, the whole thing would have collapsed. Because it was the conceit that counted, and couldn´t anybody see that?S.29

Tatsächlich hat es mich sofort in den Fingern gejuckt, als ich von "The Terranauts" (dt. "Die Terranauten") gehört habe. Die Thematik verführt einen irgendwie dazu, sich direkt mit dem Buch zu befassen. Acht Wissenschaftler in einer Glaskuppel gefangen, um unser Leben unter erschwerten Bedingungen nachzubilden? Klang für mich durchaus sehr verlockend. Nicht zu vergessen, dass es dieses Experiment tatsächlich gegeben hat. Unglücklicherweise finde ich, nimmt die deutsche Inhaltsangabe schon einiges vorweg, was man sicherlich erahnen kann, was aber dennoch besser zur Geltung kommt, wenn man es sich "erliest". (Daher habe ich die deutsche Inhaltsangabe um einen entscheidenden Faktor gekürzt, für alle, die sich etwas mehr überraschen lassen wollen.) Ich muss sagen, dass mich T.C. Boyles neuer Roman sofort gefesselt hat. Man wird definitiv schnell mit den Gegebenheiten vertraut und verspürt auch einen gewissen Drang weiterlesen zu wollen. An vielen Stellen allerdings ist man sich irgendwie, vielleicht unterbewusst, aber schon sicher, was passieren wird. Daher fand ich, lag der Fokus sehr stark auf der Schilderung dessen, wie die Entwicklungen von den Teilnehmern, wie auch die in der uns bekannten "Außenwelt", aufgenommen wurden. Ein wirklich großer Schachzug des Buches ist wohl eben diese Darstellung der wahnwitzigen Denkweisen der Menschen. Die Schaulust und dann doch wieder dieses Desinteresse, die den Wissenschaftlern in der Kuppel gilt. Die Menschen leben ihre normalen Leben und befassen sich nur zu Weihnachten oder anderen besonderen Ereignissen, mit der Mission, wohingegen die "Terranauten" mit immer schwerwiegenderen Umständen zu kämpfen haben. Gut gelungen fand ich aber vor allem auch die häufigen Vergleiche zu der "Vorgänger-Mission" und den vielleicht unterschwelligen Bezugnahmen zu gewissen Personen, die alles zu verbinden scheinen.

"We chatted away, gossiping about everybody who wasn´t present, which had almost become official Terranaut policy [...].“  S.169

Grundsätzlich gefiel mir also die Reflexion der Situation durchaus besser, als die Darstellung der Protagonisten, wobei dies sicherlich auch teilweise beabsichtigt ist. Das Buch verleitet dazu, sich in verschiedene Perspektiven hineinzudenken und einzufühlen und dabei seine Sympathien für gewisse Charaktere zu erneuen oder eben abzulegen. Insgesamt wird das Buch aus drei Sichten erzählt. Zum einen von Dawn, welche Eos oder auch nur E. genannt wird. Linda, einer Außenstehenden Teilnehmerin des Projekts und Ramsay, welcher den Spitznamen "Vodge" trägt. Diese deutliche Einsparung an Inneneinsichten, wenn man bedenkt, dass eigentlich acht Terranauten unter verschiedenen Aspekten auch von unterschiedlichen Empfindungen zu erzählen hätten, sorgt zunächst vielleicht für ein eingeschränkteres Sichtfeld der Rivalitäten untereinander, sorgt aber dafür, dass man sich besser zurechtfindet. Zudem ist es auch sicherlich umso spannender, wenn man nicht alle Details der anderen kennt und man sich so ein wenig auf seine eigenen Erkenntnisse der Geschichte stützen muss. Daher fand ich wirkte die Geschichte, im positiven Sinne, nicht zu überladen. Man konnte sich anhand dieser drei Protagonisten ein ganz gutes Bild der Lage machen und konnte die anderen sechs Teilnehmer auch gut in ihrer charakteristischen "Färbung" wahrnehmen. Was mir persönlich aber immer wieder auffiel, war meine Abneigung Dawn gegenüber. Obwohl man an vielen Stellen Mitleid mit ihr empfinden sollte, war sie mir ständig etwas unsympathisch. Hinzu kommt, dass man zum Ende hin etwas die Motivation verliert, weil sich die Situation zwar zuspitzt, aber paradoxerweise doch etwas verliert. Ich hatte mir tatsächlich etwas mehr "Spannung" erhofft, zum Beispiel in Bezug auf die Leiter der Mission, die durch telefonische Kommunikation ständig in das Geschehen einzugreifen versuchen. Für mich ist es also einerseits ein wirklich gelungenes Buch, das viele interessante Aspekte in Bezug auf das Verhalten der Menschen aufzeigt und deren wahnwitzigen Ideen, aber eben auch ein Buch, das vielleicht manchmal zu "flapsig" daherkam.

"Nothing in, nothing out. That was our mantra." S.30


Ein durchaus lesenswertes Buch, das sich mit den Verhaltensweisen der Menschen beschäftigt und das unter ganz besonderen Umständen, nämlich einem experimentell geschlossenen Ökosystem, welches nun acht Wissenschaftler beherbergen soll. Animiert zum ständigen Weiterlesen an, lässt den Leser aber auch oftmals schon viele Vorahnungen spüren, sodass man sich zum Ende hin nicht komplett mitreißen lässt. Dennoch enthält das Buch ganz wichtige Ansichtsweisen und Darstellungen, die aufzeigen, wie merkwürdig die Absichten der Menschen sein können und wie extreme Umstände den Menschen an die Grenzen seiner selbst treiben können.



2 Kommentare:

  1. Eine tolle Rezension!
    Ich bin sehr neugierig auf das Buch, wollte es jedoch als Hörbuch laden. Bin mir nur nicht so sicher, ob das bezogen auf die verschiedenen Erzähler sinnvoll ist..

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
    Nicci

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    1. Da wünsche ich dir ganz viel Spaß beim Hören! Ich denke, es sollte eigentlich durch die drei Erzählstränge keine Schwierigkeiten geben, das Buch trotzdem genießen zu können. Manchmal bieten Hörbücher ja auch einige Vorteile. Bin mal gespannt, wie es dir dann am Ende gefällt. :)


      Liebe Grüße
      Karin

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