(Original: "-" / 1929) Topalian & Milani, Übersetzer/in: -, 150 Seiten mit zahlreichen Illustrationen von Joachim Brandenberg und Florian L. Arnold, gebunden, Einzelband, ★★★★★ 5 Sterne
Das Buch beinhaltet zwei Novellen des bekannten Schriftstellers Stefan Zweig: „Buchmendel“ und „Die unsichtbare Sammlung“.
"Ja,
ich kann mir´s schon denken, warum Sie mich aufsuchen… Die Geschäfte gehen
jetzt schlecht in unserem armen, heruntergekommenen Deutschland, es gibt keine
Käufer mehr, und da besinnen sich die großen Herren wieder einmal auf ihre
alten Kunden und suchen ihr Schäflein auf…“ S.23
Was bei diesem Buch natürlich sofort ins Auge
fällt, ist die außerordentlich schöne Gestaltung und die zahlreichen
Illustrationen, welche genügend Tiefgang besitzen und sich so geschickt mit den
beiden Novellen verbinden. Die Intentionen der Illustrationen werden nach jeder
Erzählung durch einen kurzen Text erläutert, was mir persönlich gut gefallen
hat, da die künstlerische Arbeit ebenfalls genügend gewürdigt wird. Die Novellen
„Buchmendel“ und „Die unsichtbare Sammlung“ von Stefan Zweig werden sicherlich
viele kennen, ich muss zu meinem Bedauern sagen, dass ich erst mit diesem Buch
den Einstieg in die wunderbare Erzählwelt Zweigs gefunden habe. Umso
begeisterter war ich, als mir die Novellen mit einer solch liebevollen
Aufarbeitung in die Hände fielen. Das Buch ist sehr modern gestaltet und
vereint dadurch zusätzlich ganz geschickt, die klassischen Geschichten mit den
zeitgemäßen Ansichten. Beide Texte beziehen sich auf die sich verändernde
Gesellschaft, die durchaus negativ wahrgenommen wird. Als Leser spürt man
Zweigs Interesse oder Wunsch nach einem sinnvollen Lebensstil und einem
bedachteren Umgang miteinander. Es sind zwei Erzählungen die sehr gut
miteinander harmonieren und das Buch dementsprechend zu einer wunderbaren Lektüre
entstehen lässt.
"Ich
ärgerte mich, wie man sich immer ärgert, wenn der eigene Leib dem Willen nicht
gehorcht, wenn irgendein Versagen einen die Unzulänglichkeit und
Unvollkommenheit unserer geistigen Kräfte gewahr werden läßt.“ S.70
Inhaltlich möchte ich von den Erzählungen nicht
zu viel vorweg nehmen, zudem gehe ich auch davon aus, dass viele die Werke
Zweigs vielleicht bereits kennen. Was für mich allerdings ganz erwähnenswert
ist, ist die Liebe zum Detail in dem Buch. Das Buch endet zum Beispiel nicht
einfach nur mit der Erzählung „Buchmendel“, sondern weist noch einige
Lebensverläufe von Stefan Zweig auf, welche seine Lebensphilosophie aufgreift.
Zudem ist sein „Abschiedsbrief“ abgedruckt, welcher den Leser auf eine ganz
besondere Art berührt und dafür sorgt, dass man die Novellen mit einem etwas
erweiterten Blickwinkel wahrnimmt. Ich bin wirklich begeistert wie viel man aus
diesen knapp hundertfünfzig Seiten mitnimmt. Für mich gleicht das Buch definitiv
den Defizit aus, den der deutsche Buchmarkt noch hinsichtlich der Gestaltung
von besonderen Literaturausgaben hat.
"Ein bitterer Geschmack kam mir auf die
Lippen, Geschmack von Vergänglichkeit: Wozu lebt man, wenn der Wind hinter
unserm Schuh schon die letzten Spuren von uns wegträgt?“ S.97
Zwei Novellen Stefan Zweigs, vereint in einem
Band, welche das Bücherherz höher schlagen lassen. Thematisch wird man hier auf
Gedanken bezüglich der Entwicklung der Gesellschaft und dessen negativen
Folgen, wie aber auch den vereinzelt guten Menschen und Ansichten gebracht, die
einen deutlich größeren Platz einnehmen sollten. Die kurzen Erzählungen an sich
sind schon lesenswert und hinterlassen einen leicht melancholischen Hauch, aber
die Illustrationen, die mit viel Liebe zum Detail gestalteten, zusätzlichen
Seiten, lassen das Buch zu einem wirklichen Hingucker werden, welches man als literaturverliebter
Mensch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.
Hui, das ist ja wirklich eine tolle Ausgabe! Die macht ja direkt mal der Büchergilde Konkurrenz ;-) Zweigs Schachnovelle gehört ja zu meinen Lieblingsbüchern, allerdings habe ich dafür bisher noch viel zu wenig sonst von ihm gelesen. Dank dir also für diesen (Geheim)Tipp!
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Cara
Wenn das so ist, dann muss ich "Die Schachnovelle" auf jeden Fall auch noch lesen! Ich mochte diese beiden Erzählungen wirklich sehr, so dass ich mir schwer vorstellen kann, dass mich andere Erzählungen komplett enttäuschen. : )
LöschenLiebe Grüße
Karin