(Original: "-"/ 2017) Suhrkamp Verlag, Übersetzer/in: -, 208 Seiten,, gebunden mit zahlreichen Illustrationen von Oswald Egger, ★★☆☆☆ 2 Sterne
"Ist es möglich, einen Berg zu denken, zu dem das Tal fehlt? Wenn man sich Gott und die Welt vorstellen kann, kann man sich z. B. nicht Gott ohne die Welt vorstellen: Was einem vorschwebt, von A bis Z, erscheint oft realer als das, was vor Augen bloß irritiert.
Einmal waren Berge Berge, die Täler waren Täler. Nachdem es mehr Dinge zwischen Grund und Grat gibt, als wir träumen können, sind Berge weder Berge noch Abgründe Abgründe: Was einem blüht, mag zugleich auch blühendes Tal sein. In aller Stille rufen Laute einander auf und zu, kaum wahrnehmbar noch, tief von innen und unten. Nachtwach, in Sprache, schwellen die Intervalle an, stets fügt sich eine zweite Stimme zur ersten, dann noch eine, und dann noch und noch: wie ein Echo das Offene durch Wiederholung der Beschränkung auskostet, aber auf immer weniger Wirklichkeit trifft."
Es gibt Bücher, die scheinen anfänglich recht interessant, weil sie das Genre sprengen und man nicht genau weiß, worauf man sich einlässt. Man entdeckt etwas Neues. Während des weiteren Verlaufs merkt man dann, ob diese Richtung etwas für einen ist oder eben nicht. Leider war die zweite Erkenntnis bei "Val di Non" und mir der Fall. Anfangs war ich noch neugierig auf die, von Egger selbst, gezeichneten Illustrationen, die dem Text eine sicherlich eigene Atmosphäre bieten.
Und auch der Text an sich kommt nicht gewöhnlich daher. In der oberen Hälfte findet man überwiegend eine "gedichtartige" Strophe, die den unteren Text einleitet. Die untere Hälfte ist eine fortlaufende Schilderung des Erblickten des Erzählers. Und das Erblickte wirkt zunehmend immer kurioser und für mich auch ehrlich gesagt immer anstrengender. Der Klappentext impliziert eine "Wanderung mit dem Erzähler" eben durch dieses Tal, das sich "Val di Non" nennt. Anfangs noch einigermaßen erträglich, wird es zunehmend einfach sehr verwirrend und leider etwas langweilig.
Es tauchen so unglaublich viele Wörter auf, die noch gar nicht bestehen, die nur der Empfindung des Autors entspringen, dass man eine Unlust verspürt, sich dem eigentlichen Kern der Aussage zu nähern. Ich ertappte mich immer öfter dabei, wie ich mir nur noch die Illustrationen und die Gedichte durchgelesen habe und die unteren Passagen überflogen oder teilweise sogar übersprungen habe.
Und auch der Text an sich kommt nicht gewöhnlich daher. In der oberen Hälfte findet man überwiegend eine "gedichtartige" Strophe, die den unteren Text einleitet. Die untere Hälfte ist eine fortlaufende Schilderung des Erblickten des Erzählers. Und das Erblickte wirkt zunehmend immer kurioser und für mich auch ehrlich gesagt immer anstrengender. Der Klappentext impliziert eine "Wanderung mit dem Erzähler" eben durch dieses Tal, das sich "Val di Non" nennt. Anfangs noch einigermaßen erträglich, wird es zunehmend einfach sehr verwirrend und leider etwas langweilig.
Es tauchen so unglaublich viele Wörter auf, die noch gar nicht bestehen, die nur der Empfindung des Autors entspringen, dass man eine Unlust verspürt, sich dem eigentlichen Kern der Aussage zu nähern. Ich ertappte mich immer öfter dabei, wie ich mir nur noch die Illustrationen und die Gedichte durchgelesen habe und die unteren Passagen überflogen oder teilweise sogar übersprungen habe.
"Drei:
ich, der
Hund, und
wir beide.“ S.36
ich, der
Hund, und
wir beide.“ S.36
Ich würde nicht sagen, dass das Buch nicht durchaus seine Eigenheiten hat, die man an der ein oder anderen Stelle gerne erkunden würde, denn mich haben einige Sätze durchaus angesprochen. Das lag vor allem an der oftmals an banalen Feststellungen oder anders ausgelegten Ansichten, wie zum Beispiel im oberen "Gedicht" aufgezeigt. An solchen Stellen knüpfte ich gerne an und habe auch gerne etwas länger darüber nachgedacht, wie einfach, widersprüchlich, aber auch logisch die Ansichten des Erzählers sind.
Dennoch folgte auf diese Phase dann auch wieder die, die ich schon erwähnt hatte. Es wird anschließend wieder zu unübersichtlich. Man schnappt Formulierungen auf, an denen man sich entlang fädelt. Der Erzähler kommt an dieser oder jener Stelle vorbei und diese beschreibt er dann erneut, aber mit Begriffen, die dafür sorgen, dass man sich fragt, ob man das Wort einfach nicht kennt oder ob es überhaupt besteht. Gleichzeit hatten diese Wortbeschreibungen für mich alle etwas "Glitschiges" und wenig entspanntes. Sicherlich ist dies eine sehr subjektive Empfindung, aber durch diesen Spaziergang hatte ich mir eine gewisse "Ruhe" erhofft, im Gegenzug hat mich das Buch aber eher aufgewühlt, weil die Passagen, die diese teils undurchschaubaren Erläuterungen aufzeigen, zu lang waren und man sich nicht gerne auf den weiteren Verlauf konzentrieren wollte. Ich hatte einfach stets das Gefühl, dass ich nicht sanft von einer Stelle zur nächsten geführt werde, sondern gestresst versuche den ganzen Wortneufindungen zu entkommen.
Dennoch folgte auf diese Phase dann auch wieder die, die ich schon erwähnt hatte. Es wird anschließend wieder zu unübersichtlich. Man schnappt Formulierungen auf, an denen man sich entlang fädelt. Der Erzähler kommt an dieser oder jener Stelle vorbei und diese beschreibt er dann erneut, aber mit Begriffen, die dafür sorgen, dass man sich fragt, ob man das Wort einfach nicht kennt oder ob es überhaupt besteht. Gleichzeit hatten diese Wortbeschreibungen für mich alle etwas "Glitschiges" und wenig entspanntes. Sicherlich ist dies eine sehr subjektive Empfindung, aber durch diesen Spaziergang hatte ich mir eine gewisse "Ruhe" erhofft, im Gegenzug hat mich das Buch aber eher aufgewühlt, weil die Passagen, die diese teils undurchschaubaren Erläuterungen aufzeigen, zu lang waren und man sich nicht gerne auf den weiteren Verlauf konzentrieren wollte. Ich hatte einfach stets das Gefühl, dass ich nicht sanft von einer Stelle zur nächsten geführt werde, sondern gestresst versuche den ganzen Wortneufindungen zu entkommen.
"Manche Partien sind so massig, daß lediglich zwischen Randklüften in Ringen einheitliches oder doch kaum zerspaltenes Bossiergestein zertrümmert plitscht (knirscht nicht). Hager ziehen schmale Zementknautschzonen, die schieferig dürr bis knisterstückig zerfallene Schlacke sind und zum Teil Kiesnester enthalten, vor allem durch Torision." S.67
Ein ganz außergewöhnlicher "Spaziergang", der viel Aufmerksamkeit und Ausdauer erfordert. Durch die sehr eigene Interpretation des Aussehens vieler Pflanzen oder der Umgebung an sich und der damit zusammenhängenden Entstehung komplett neuer Wörter, wird das Lesen nach einer Zeit etwas anstrengend und langwierig. Die zahlreichen Illustrationen und die kleinen Gedichtsequenzen lockern das Ganze etwas auf und sorgen auch für den ein oder anderen, kleinen, zur Ruhe kommenden Moment, im Allgemeinen aber verlangt der Text vom Leser durchaus Konzentration und die Fähigkeit sich auf eine sehr lange Beschreibung eines Erkundungsgebiets einzulassen. Da das Buch sehr speziell ist, würde ich unbedingt empfehlen, sich die komplette Leseprobe anzusehen.
Mir scheint das Ganze doch eher ein Lob zu sein - man lernt neue Worte, wird aufgewühlt, muss mitdenken. Sicher nichts zum "angenehmen Lesen", aber doch dichte, dichterische Sprache!
AntwortenLöschenEine dichterische Sprache ist es sicherlich. Ich habe ja auch erwähnt, dass das Buch durchaus an der ein oder anderen Stelle seine Vorzüge hat. Für mich persönlich war es aber auch aufgrund seiner Länge nichts, weil ich nach etwas hundert Seiten die Motivation verloren habe. Das schließt aber keineswegs aus, dass ein anderer Leser damit viel mehr Spaß haben würde. Daher auch die Empfehlung der Leseprobe. :)
LöschenLiebe Grüße
Karin
Sehr schöner Beitrag. Und sehr ausführlich und somit hilfreich.
AntwortenLöschenNeri, Leselaunen