Das Glück an Regentagen von Marissa Stapley

November 20, 2017



(Original: "Things to do when it´s raining"/ 2018) Rowohlt Polaris Verlag, Übersetzer/in: Katharina Naumann (aus dem Englischen), 304 Seiten, Broschur★★ 3 Sterne
"Wenn Geheimnisse eine Liebe zerstören, kann die Wahrheit sie wieder heilen?
Tausend Inseln unter einem Himmel voller Tropfen. Das ist Maes Heimat, ein kleiner Ort am St. Lorenz Strom. Hier in Alexandria Bay hat Mae nicht nur als Kind ihre Eltern verloren, sondern auch ihre erste große Liebe Gabe. Eines Tages war er einfach verschwunden. Und so ist auch sie gegangen.
Zehn Jahre später: Mae kehrt zurück nach Alexandria Bay, in das Inn ihrer Großeltern, um sich von einer schlimmen Trennung zu erholen. Aber ihre Großeltern haben sich verändert. Geheimnisse werden gelüftet, die ein neues Licht auf Gabes Verschwinden werfen. Lässt sich die Vergangenheit zurückerobern, und damit die Chance auf das Glück? "


MEINE MEINUNG / FAZIT
  
"Lies einen Liebesroman. Schäm dich nicht dafür: Die Menschen brauchen Liebesgeschichten" S. 152

 Ja, Liebesgeschichten braucht man durchaus immer mal wieder. Romane mit großen Gefühlen, etwas mit Kalorien fürs Herz. Grundsätzlich bin ich immer an solchen schönen Liebesgeschichten interessiert, weil sie einen zum einen relativ gut unterhalten können, man vielleicht tatsächlich etwas stärker abschaltet, man aber auch wiederum daran erinnert wird, dass Gefühle das wichtigste im Leben sind. Die Liebe das Wichtigste ist, welche man zu seinen Mitmenschen aufbauen kann und die auch ein so wichtiges Gut ist, vor allem in Zeiten, in denen in der Gesellschaft der Hass propagiert wird.
"Das Glück an Regentagen" ging da zunächst einen gar nicht mal so schlechten Weg. Der Roman beginnt zunächst etwas verschachtelt. Es tauchen viele Namen und Orte auf, der Leser muss sich vorerst etwas zurechtfinden. Nach einem kurzen Einstieg werden einem aber die Protagonisten durchaus bewusst und man verspürt schon ein gewisses 'Liebesroman'-Gefühl.
Auch die Idee, dass sich alles wieder auf die Kindheitserinnerungen und den Ort der Kindheit der Protagonistin stützt ist recht vielversprechend. Wie schon im Klappentext angedeutet geht es um Geheimnisse, die der Leser nach und nach erfährt und welche gewisse Handlungen in Gang setzen, mit denen die Figuren zu kämpfen haben, ihnen aber auch neue Möglichkeiten bieten. Dadurch ist der Roman zwar durchaus auch 'ernster', spielt aber auch mit den bekannten Motiven zum Beispiel, dass das Lüften der Geheimnisse eine bestimmte Reaktion hervorruft oder dass die Charaktere erkennen, was für sie am wichtigsten ist.

"In diesem Augenblick schwor sie sich: Das hier ist nicht nur meine erste Liebe: Es wird meine einzige bleiben. Erst viel später wurde der Schwur zum Fluch.S.124

Tatsächlich gefiel mir an dem Roman auch ganz gut, dass es hier nicht ausschließlich um die Liebe eines Paares geht, sondern auch um die Liebe allgemein. Die Liebe, die man als Verbindung in der ganzen Familie spürt, spüren sollte oder vielleicht vergeblich sucht.
Hier wurden meiner Meinung nach ganz gute Ansätze gefunden, um die Geschichte etwas tiefgründiger zu gestalten, dennoch gab es für mich auch einige Kritikpunkte.
Diese äußerten sich vor allem in einigen Ansichten zu den angesprochenen Geheimnissen. Besonders zum Schluss empfand ich es als etwas missglückt, dass sich die Figuren mit gewissen Entscheidungen trösten, die ich doch etwas als problematisch angesehen habe, auch wenn die Botschaft dahinter vielleicht wirklich gut gemeint war. Der Roman will darauf aufmerksam machen, dass die Offenheit innerhalb der Familie wichtig ist und dass man über Ängste oder Gefühle und mögliche Probleme sprechen sollte, allerdings wird dieser Ansatz zum Ende dann teilweise völlig verworfen, sodass ich mich etwas fragend zurückgelassen fühlte.
Ich konnte auch an vielen Stellen keinen wirklichen Bezug zu Gabe und Mae finden. Viele Handlungen kamen mir doch sehr gestellt vor, sodass eine wirklich gefühlvolle Stimmung nicht aufgekommen ist. Es gab einige Stellen die durchaus einen Charme hatten, diese fand ich aber eher überwiegend in der Beziehung der Großeltern Lilly und George. 
Zuletzt muss ich leider auch noch kritisieren, dass Gedanken hinsichtlich eines Selbstmords fiel zu lasch in den Raum geworfen und verworfen werden. Die Figuren bedienen sich dieses Gefühls viel zu flüchtig und es erscheint teilweise wirklich etwas deplatziert. Dies ist aber, wie alles andere auch, eine ganz persönliche Meinung.

"Vielleicht bleibt der Zauber des Flusses auch ein Geheimnis. Und das ist in Ordnung, manche Geheimnisse sollten besser geheim bleiben. Andere aber nicht, und zu den schwierigen Aufgaben im Leben gehört, die einen von den anderen zu unterscheiden." S.78


Im Großen und Ganzen eine Liebes-, wenn auch eher Familiengeschichte, die durchaus einige schöne Passagen aufweist, welche für mich aber einige Schwachstellen beinhaltet. Zwischen den Protagonisten Mae und Gabe verspürte ich nicht die gewünschte 'Atmosphäre', die man vielleicht von einem Liebesroman erwartet, da sie zu oft 'gestellt' wirkten. Die Beziehung der Großeltern hingegen fand ich deutlich gefühlvoller. Ebenso konnte ich mich nicht mit allen Ansichten anfreunden. Grundsätzlich aber ein Roman, der in gewisser Hinsicht dazu anregt, über schwierige Situationen in Familien nachzudenken und welcher seinen Reiz dadurch ausmacht, dass die Stimmung durch die gut ausgebaute Beschreibung des Ortes aufkommt. Dadurch bekommt der Roman etwas mehr Charakter.



2 Kommentare:

  1. Obwohl Du nicht zu 100% überzeugt bist, möchte ich das Buch unbedingt noch lesen =)

    Neri, Leselaunen
    www.leselaunen.net

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    1. Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen! Vielleicht stören dich meine Kritikpunkte ja gar nicht. : )


      Liebe Grüße
      Karin

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