Die Melodie meines Lebens von Antoine Laurain

September 21, 2017







(Original: "Rhapsodie francaise"/ 2017) Atlantik Verlag, Übersetzer/in: Sina de Malafosse (aus dem Französischen), 256 Seiten, gebunden★★ 3 Sterne
"Ein Brief, der mit 33 Jahren Verspätung sein Ziel erreicht, stellt Alains ruhiges Leben auf den Kopf. Er ist Arzt und hat die fünfzig überschritten, seine Frau betrügt ihn, die Kinder sind längst aus dem Haus – trotzdem ist er eigentlich ganz zufrieden. Doch eines Morgens liegt in der Post ein Plattenvertrag für Alains Band The Hologrammes – von 1983. Alain wird zurückgeworfen in eine Zeit, als er und seine Band um ein Haar berühmt geworden wären, als noch alles möglich schien. Er macht sich auf die Suche nach den anderen Bandmitgliedern – und findet einen erfolgreichen, aber verbitterten Künstler, dessen Freundin Alain ein vieldeutiges Lächeln schenkt, einen Präsidentschaftskandidaten und einen populistischen Politiker. Nur die Sängerin, die schöne Bérangère, in die Alain heimlich verliebt war, scheint zunächst verschwunden … Humorvoll und mit feinem Gespür für Nostalgie erzählt Antoine Laurain von vergessenen Lieben, verlorenen Freundschaften und verpassten Chancen – die plötzlich neues Glück versprechen. "


MEINE MEINUNG | FAZIT
  
Antoine Laurains Geschichten machen mich immer neugierig. Allein schon aufgrund der Ideen, die sich in den Klappentexten immer andeuten und sich auf das Schicksal beziehen.
Es geht meist immer um einen bestimmten Moment im Leben einer Person, die wie ein Dominoeffekt den ersten Stein ins Rollen bringt und unzählige weitere mitreißt. Am Ende weiß man nie, was daraus wird und wie sich die Figuren mit den Ereignissen zurechtfinden werden. Auch "Die Melodie meines Lebens" greift so einen Moment auf. Und obwohl der Roman wieder den französischen Charme aufgreift und viele kulturelle Elemente aus Frankreich einbaut, schien mir die Gesamthandlung letztlich etwas zu "mager".
Damit meine ich gezielt die Verbindung der anfänglichen Idee mit den ausgeführten Schilderungen der Lebenswege der Protagonisten. Irgendwie schien mir vieles zu lose in der Geschichte herumzuschwirren, einige Handlungsstränge wollten sich für mich nicht ganz gelungen mit dem Ziel der Aussage verbinden. Es gibt zwar durchaus gelungene Ansätze, die etwas überraschende Wendungen offenbaren, aber auch hier war mir einiges zu "einfach" umgesetzt beziehungsweise im Endeffekt dann doch zu stereotypisch.

"Ein Nachmittag Anfang der achtziger Jahre, als sie noch jung waren, als sie, wie es so abgedroschen und doch wahr heißt, das ganze Leben noch vor sich hatten. Und das Leben war so schnell verschwunden wie ein Umschlag im BriefkastenschlitzS.146

Auffallend war für mich, dass diesmal die philosophische Komponente des Romans, wie es bei Laurains anderen Büchern der Fall war, etwas rückhaltig erschien. Viele Passagen haben sich mit der Politik selbst befasst und wirkten eher losgelöst, fast wie ein kurzes "Rede-Intermezzo".
Das Vorkommen dieses Inhalts fand ich gar nicht schlecht und möchte ich nicht kritisieren, weil ich finde, dass es eigentlich wunderbar zu einem bestimmten Protagonisten gepasst hat und man dieses Thema durchaus öfter aufgreifen sollte, allerdings schien mir die Umsetzung nicht ganz so gelungen.
Insgesamt gab es natürlich die kleinen Augenblicke während des Lesens, die einem dieses wohlige Gefühl geben, die man bei der Geschichte erwartet hat, besonders wenn alle Leben irgendwie zueinander finden, sei es auch gerade dann, wenn sie am weitesten voneinander entfernt scheinen, aber mir hat zum Schluss die bestimmte Portion "des Besonderen" gefehlt, die ich mir von Antoine Laurains neuen Roman so erhofft hatte. Die Figuren selbst bleiben durch die relativ große Gruppe, die man kennenlernt eher unausgereift, aber man findet an einigen Stellen ganz sympathische und humorvolle Aussagen, die letztlich das Leben so wiederspiegeln, wie es nun einmal ist, meist auf imperfekte Weise perfekt.


Ist durch den enthaltenen französischen Charme und viele Andeutungen an die französische Kultur ganz unterhaltsam, befasst sich aber auch etwas stärker mit politischen Ansichten. Die Figuren schienen mir etwas zu skizzenhaft und auch einige Handlungsabläufe wirkten auf mich zu abwegig. Grundsätzlich kann man sich mit diesem Roman aber einen schönen Lesenachmittag machen, der einen gut unterhält. Mich persönlich konnte dieser Roman nicht so überzeugen, wie die "Vorgänger" Laurains, allerdings haben mir auch hier wieder die vielen Andeutungen an die Launenhaftigkeit des Zufalls und Schicksals gut gefallen.


























Vielen Dank an den Atlantik Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

3 Kommentare:

  1. Cover und Titel sins schon einmal top. Finde ich sehr berührend und ansprechend. Ich möchte es selbst noch lesen, schade, dass es Dich nicht zu 100% überzeugen konnte.

    Neri, Leselaunen

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  2. Hallo Karin,
    ich kann mich deiner Meinung anschließen, obwohl ich das Ende gut und überraschen fand. Aber der Kern war einfach zu politisch und manche Abläufe etwas abwegig, wie du schon geschrieben hast.
    Liebe Grüße
    Martina
    http://martinasbuchwelten.blogspot.co.at/

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    1. Liebe Martina,
      danke für deinen Kommentar!
      Ich finde, das Politische hat in der Form einfach nicht immer zu dem Rest gepasst, besonders wenn man die anderen Romane von Antoine Laurain kennt. Mir hat hier der entweder zu direkte politische Standpunkt gefehlt, der den Roman mal in eine neue Richtung geführt hätte oder es fehlte mir einfach das 'Gefühl' an anderer Stelle. Schwer zu beschreiben, aber etwas wollte für mich persönlich das Ganze nicht rund machen.

      Hast du denn bereits was von Laurain gelesen oder war es dein erster Roman von ihm? : )


      Liebe Grüße
      Karin

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