Das Buch der Snobs von William Makepeace Thackeray

März 31, 2016



Werbung ~ Rezensionsexemplar (Original: "The Snobs of England, by One of Themselves“), Manesse Verlag, Übersetzer/in: Gisbert Haefs, mit einem nachwort von Asfa-Wossen Asserate,   ★★★★☆ 4 Sterne
"Wo die Roben rauschen und wo man elegante Lässigkeit pflegt, da sind sie zu Hause, die Snobs. Mit Opportunismus gepaarte Überheblichkeit zeichnet sie ebenso aus wie die genaue Kenntnis des Adelskalenders und eine Heidenangst, nicht mehr Teil der High Society zu sein. Heute verbreiteter denn je und in aller Munde, wurde der Typus des arroganten Selbstdarstellers überhaupt erst mit diesem Buch berühmt. William Makepeace Thackeray beschrieb als Kolumnist der Londoner Satirezeitschrift «Punch» alle erdenklichen Arten von Snobs – dabei nie um eine Pointe verlegen. 2011 erschien im Manesse Verlag erstmals eine vollständige Übersetzung seiner vergnüglichen «Snobologie», die wir wegen des großen Erfolgs nun in neuer Ausstattung vorlegen."


MEINE MEINUNG | FAZIT

"
Zuerst wurde die Welt erschaffen; dann ganz selbstverständlich die Snobs. Sie existierten seit vielen Jahren, waren jedoch ebenso unbekannt wie Amerika. Aber plötzlich - ingens patebat tellus - gewahrten die Menschen dunkel, dass es solch eine Rasse gab." S. 9

"Das Buch der Snobs" wurde 1846 / 1847 im Original veröffentlicht. Man kann das Buch also sicherlich zu den gut bekannten Klassikern zählen. Nun würde man vielleicht denken, dass das Buch dadurch etwas "verstaubt" wirkt, beziehungsweise in seiner Bedeutung nicht mehr aktuell ist. Dem kann ich nur entgegenwirken. Thackerays Werk skizziert so viele verschiedene Typen von Snobs, die man überall, zu jedem Zeitpunkt im heutigen Leben vorfinden könnte, auch wenn man gewisse Gesellschaften in die Neuzeit interpretieren müsste. Mir gefiel jedoch die Tatsache, dass man nicht nur eine ironische Beschreibung jeglicher Snobs vorgesetzt bekommt, sondern auch einen Einblick in die damals noch vorhandenen Etiketten und andere gesellschaftliche Gepflogenheiten bekommt. Ich muss zugeben, ich habe für das Buch ein wenig länger gebraucht und habe auch vielleicht ein oder zwei Kapitel übersprungen, aber nur, weil ich mir sicher bin, dass man immer mal wieder in das Buch rein lesen kann. Das Buch besteht nämlich nicht aus zwingend zusammenhängenden Kapiteln, die eine Geschichte erzählen, sondern ist aufgeteilt in die Arten von Snobs und ihre "Vorkommnisse", so wie zum Beispiel: Kapitel 5: Was Snobs bewundern, Kapitel 8: Große City Snobs oder Kapitel 16: Über Literarische Snobs. Durch ein hinten angelegtes Inhaltsverzeichnis kann man so immer mal wieder in das Büchlein hinein blättern und Thackerays spitzzüngige Kommentare zur Gesellschaft erkunden. Ich glaube sogar es ist ganz hilfreich, wenn man sich immer mal wieder kleine Pausen setzt, um mit neuer Aufmerksamkeit den weiteren Kapitel folgen zu können. Zudem sind auch die Kapitel damals nacheinander in einer Zeitung erschienen, was den Lesefluss (auf Grund von zeitlichen Pausen) deutlich angenehmer macht.

"Und wie es für ein verzogenes Kind sehr schwer ist, der Selbstsucht und Anmaßung zu entgehen, so ist es wahrlich eine schwierige Aufgabe für ein verzogenes Glückskind, kein Snob zu werden."
S.75

Natürlich gibt es auch hier Fußnoten, die als Anhang im hinteren Teil des Buches wiederzufinden sind. Sollten Begriffe also unklar sein, kann man sie dort nachschlagen. Sicherlich fehlt einem ab und an einiges an Hintergrundwissen, im Großen und Ganzen aber kann man allen genannten Themen die Thackeray beschreibt, problemlos folgen. Mir gefiel an dem Buch aber grundsätzlich das gesamte Konzept. Wer sich also auch gerne mit einer etwas "älteren" Ausdrucksweise auseinandersetzt und gerne zu Klassikern greift, der wird mit diesem Buch nicht enttäuscht zurückbleiben. Es ist unterhaltsam geschrieben, bietet viel Diskussionsbedarf und ist herrlich ironisch. Ich mag Thackerays Formulierungen, seine Art, wie er Dinge, die ihm nicht passen, passend macht (mit Augenzwinkern) und Ansichten so verdrehen kann, dass man ihm beinahe alles abkaufen würde.
Da ich die Gestaltung eines Buches nie außer Acht lassen kann, muss ich an dieser Stelle ein Lob an den Manesse Verlag aussprechen. Ich finde die Leinenfassung wunderschön und auch ziemlich passend.

"Ich weiß, dass man es selbst in der feinsten Gesellschaft gebraucht. Und warum auch nicht? Versnobtheit ist geschmacklos - der bloße Begriff ist es nicht; was wir Snob nennen, wäre unter jedem anderen Namen immer noch versnobt." S. 182

Tolles Werk der Weltliteratur, der mit ironischem Anklang, der damaligen Gesellschaft den "Spiegel vorhalten" und sie zugleich aufrütteln wollte. Jegliche Arten von Snobs werden in verschiedenen Kategorien unter die Lupe genommen und Thackeray schafft es, dem Leser,  sein Anliegen, mit gutem Erzählstil vorzutragen. Man sollte das Buch allerdings nicht in kurzer Zeit runterlesen, sondern die kurzen Kapitel lieber mit Pausen "genießen". Ein Nachwort und die zusätzlichen Fußnoten sorgen für besseres Verständnis zu den Hintergrundinformationen der damaligen Zeit.






2 Kommentare:

  1. Hach ja... ich liebe den Blog, die Bilder und deine Texte. Ich muss es mal wieder kurz loswerden. :)

    Liebe Grüße
    Petzi

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    1. Oh, vielen lieben Dank! Ich bin wirklich schlecht in Komplementen annehmen, geschweige denn, vernünftig darauf antworten. Daher sag ich einfach noch einmal ein ganz großes DANKESCHÖN! :


      Liebe Grüße,
      Karin

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