Der Glücksmacher von Thomas Sautner

Februar 15, 2016












(Original: "-" ) von Thomas Sautner,  Aufbau Verlag [klick],  256 Seiten, Hardcover,  Einzelband,   ★★★   4 Sterne

"Die Erfindung des Glücks -
Eigentlich ist Sebastian Dimsch ja Angestellter in einer Versicherung. In Wahrheit aber kümmert er sich nur noch darum, wie das Glück gefunden werden kann. Immer mehr riskiert er damit seinen Job. Zu offensichtlich ist, dass er nichts tut, als Weisheiten von Buddha, Platon, Konfuzius und anderen großen Gelehrten zu sammeln. Da entsteht eines Tages die Idee, ihn eine Glücksversicherung entwerfen zu lassen – eine freilich wahnwitzige und an sich unmögliche Aufgabe. Doch Dimsch verblüfft seine Vorgesetzten. Und sich selbst."


MEINE MEINUNG | FAZIT

"Nicht alle wünschen sich eine neue Wohnung, ein neues Auto, einen neuen Fernseher, aber alle, wirklich alle wünschen sich Glück. Es ist das perfekte Produkt. Wir müssen es produzieren und nett verpacken. Verkaufen wird es sich wie von selbst." S. 180

Die Sache mit dem Glück ist bekanntlich nicht so eine einfache Sache. Auch der Protagonist von "Der Glücksmacher", Sebastian Dimsch begibt sich auf Spurensuche. Die Geschichte, rund um eine Versicherungsfirma, in der sehr eigene Charaktere untergebracht sind, ist in insgesamt zwei große Teile eingegrenzt. Sie stellen grob gesagt den Zeitraum vor der Erfindung der "Glücksversicherung" dar und den Zeitraum nach der Erfindung. Ich empfand den ersten Teil, als nette Einleitung und gute Steigerung bezüglich der Entwicklung der Charaktere, wie auch der gesamten Frage, in wieweit Glück als Verkaufsprodukt realisierbar ist und was es für Menschen überhaupt bedeutet. Sebastian Dimsch gefiel mir zudem als Hauptcharakter, mit jedem Kapitel deutlich stärker. Dabei ist er nicht einmal am stärksten präsent, sondern wird beinahe von den anderen Charakteren geführt. Sie bilden sozusagen den Teil, der verschiedene Ereignisse in Gang setzt. Dimsch dient beinahe als Beobachter, welcher das Geschehen analysiert und seine philosophischen Überlegungen daraus entnimmt. Dies fand ich zudem ganz stimmig, zu seinem eigentlichen Berufsstand, nämlich des Umfragegestalters und Analytikers. Ergänzt wird diese Seite immer stärker durch seinen scheinbar wechselnden Charakter, der sich zu philosophischen Sprüchen hingezogen fühlt und sich selbst erhofft, dadurch glücklicher zu werden. Ich denke, das Buch zeigt mit einer sehr schönen Ironie und unterschwelligen Selbstreflexion auf, dass die Menschen sich selbst zu oft im Weg stehen, um glücklich zu sein.

"Büßte das Glück mit der Zeit womöglich an Kraft ein, mutierte zu... wertlosem Glück? Das hieße - Dimsch streckte sich inmitten der Schnipsel der Länge nach aus und vollführte eigentümlich anmutende Schwimmbewegungen -, das hieße doch, dass der Mensch verdammt war, früher oder später unglücklich zu sein!" S. 15

Ich habe etwas gebraucht, um mit dem ganzen Umfeld und den Charakteren warm zu werden. Zum Schluss hat mich das Buch aber dennoch überzeugt und auch gut unterhalten. Es ist sicherlich nicht immer ernst zu nehmen, vor allem, wenn das Buch die vielen Sprüche und Ratgeber von Buddha, Plato und weiteren Philosophen etwas provokant nach vorne setzt und man sich denkt: "Mit Sprüchen wird es auch nicht einfacher, das Glück zu finden". Dennoch merkt man auch, an welchen Stellen es sich lohnt zwischen den Zeilen zu lesen und sich so, vielleicht selbst, einige entspannte Minuten zu genehmigen. Die Geschichte ist definitiv unterhaltsam und spielt geschickt mit der Konstellation der Charaktere, wie auch deren persönlichen Glückssymbolen (darunter auch zum Beispiel ein Rabe). Der Schreibstil hat mir durchaus gefallen, so dass ich das Buch auch nicht unterbrechen wollte oder das Gefühl hatte, es wäre langweilig. Von der eigentlichen Idee des Protagonisten, sein Glück selbst zu finden, bis hin zu der Idee eine Glücksversicherung anzubieten, gibt es zudem viele unterhaltsame Gespräche, welche die Versicherungsfirma bereichern. Mir haben vor allem die beiden Mitarbeiter, die ihre Arbeitszimmer neben Sebastian Dimsch haben, sehr gefallen, da sie aufzeigen, dass Menschen recht bescheidenen Träumereien nachgehen und damit auch glücklich sein können. Da die Geschichte recht speziell ist und sich eben auf den humoristischen Umgang mit der Glücksfindung, zum Beispiel durch genannte, selbsterfundene "Glücksversicherung" bezieht, kann man keine unfassbar gefühlvollen Passagen erwarten, ebenso wie zu hoffen, dass man danach das Glück selbst findet. Aber ich bin mir sicher, dass die Geschichte dem ein oder anderen eine neue Sicht auf die Freuden im Leben geben kann und man sich danach denkt, dass das Leben durchaus schön sein kann, auch wenn man Unsinn im Kopf hat.

"So herzstechend schön ist das Glück erst, dachte Dimsch, wenn man sich dessen Abwesenheit vorstellt." S. 187



Sorgt sicherlich für den einen oder anderen Glücksmoment. Ist unterhaltsam und thematisiert eines der Dinge, die Menschen am meisten suchen, das Glück. Es gibt viele spannende Charaktere und einfallsreiche Handlungsstränge. Sehr Ironie-lastig, aber sicherlich nicht zu überzogen. Eine nette Lektüre für zwischendurch.

2 Kommentare:

  1. Ich finde es auch immer schwierig, wenn Autoren so ein philosophisches Thema zum Kern ihrer Geschichte machen. Meiner Meinung nach muss das mit einem gewissen Augenzwinkern passieren, sonst hält man das als Leser nicht gut durch. Also ist hier wahrscheinlich die Frage, ob man persönlich mit dem Humor des Autors klar kommt. Ein bisschen reizt es mich ja schon...
    Liebe Grüße, Cara

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    1. Das Buch bietet definitiv sehr viele "Augenzwinker-Momente", weil eben der Aspekt der Ratgeberbücher etwas ironisch aufgegriffen wird. : ) Man muss die Art sicherlich verstehen, um die Geschichte angemessen zu "beurteilen".


      Liebe Grüße,
      Karin

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